Geschichte und Hochschulentwicklung
Die reichhaltigen Erzvorkommen des Harzes waren der Nährboden für die wirtschaftliche Bedeutung der Region als Zentrum der Rohstoffgewinnung und bildeten die Wurzeln für die 1775 gegründete "Clausthaler montanistische Lehrstätte", aus der 1864 die international anerkannte Bergakademie entstand.
Seit ihrer Gründung ist die Universität von Meilensteinen des technischen Fortschritts begleitet: Ausgefeilte Systeme zur Nutzung der Wasserkraft für den Betrieb von Bergbau und Aufbereitungsmaschinen, die "Fahrkunst" zur Personenbeförderung, das Feldgestänge als Antriebssystem über weite Strecken, das Drahtseil sowie präzise Markscheideinstrumente sind Clausthaler Erfindungen. Berühmte Wissenschaftler wie Gottfried Wilhelm Leibniz, Arnold Sommerfeld oder Goethes Freund Friedrich Wilhelm Heinrich von Trebra sind mit der Geschichte Clausthals verbunden.
Nachdem sich Lehre und Forschung in Clausthal lange Zeit auf das Bergbau- und Hüttenwesen sowie die Geowissenschaften konzentriert hatte, wurde das Studienangebot in den sechziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts deutlich erweitert. Vollstudiengänge von Chemie und Physik über Mathematik und Werkstoffwissenschaften bis zu Maschinenbau und Verfahrenstechnik leiteten den Wandel ein, der im Jahr 1968 zur Umbenennung in "Technische Universität Clausthal" führte.
Diesem Brückenschlag zwischen Tradition und Innovation folgten weitere neue, richtungweisende Studiengänge: In den letzten zwanzig Jahren wurden beispielsweise Informatik, Chemieingenieurwesen, Umweltschutztechnik, Energiesystemtechnik, Physik/Physikalische Technologien, Kunststofftechnik, betriebswirtschaftliche Studiengänge wie Wirtschaftsingenieurwesen, Wirtschaftsmathematik und Wirtschaftsinformatik eingeführt. Als Folge dieser Neuorientierung nahm die Zahl der Studierenden stark zu.
Die neue Ausrichtung in der Lehre führte auch zur Aufnahme einer erweiterten Forschungstätigkeit: 1986 wurde in Clausthal der fächerübergreifende "Forschungsverbund Umwelttechnik" ins Leben gerufen, aus dem das wirtschaftsnahe Forschungsinstitut des Landes Niedersachsen CUTEC entstand. Das Arnold Sommerfeld Institut führt Physik und Mathematik zur Erforschung komplexer physikalischer Systeme zusammen. Im Polymerzentrum arbeiten Chemiker, Physiker und Ingenieure an der Herstellung und Verwendung neuer Werkstoffe. Mit dem Simulationswissenschaftlichen Zentrum ist eine fächerübergreifende Einrichtung zur Erforschung der Informationstechnologie in Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft geschaffen worden. Und aus der TU Clausthal ist das Energie-Forschungszentrum Niedersachsen (EFZN) in Goslar hervorgegangen.
Clausthal betätigt sich in einer Reihe von Sonderforschungsbereichen an der Entwicklung neuer Materialien und Energieformen, an der Verbesserung verfahrenstechnischer Prozesse durch neue Maschinen, an der Erdöl- und Erdgasforschung oder an der Erforschung von Texturen. Bekannt sind ferner die Beteiligungen in Weltraumprojekten und besonders im niedersächsischen Raum die zahlreichen Technologiepreise von Wissenschaftlern oder Spin-off-Unternehmen der Technischen Universität Clausthal.
Bei all den innovativen Entwicklungen ist der Kernbereich der Technischen Universität Clausthal in Lehre und Forschung in ihren Wurzeln begründet: Fachlich liegt der Schwerpunkt der Universität in der Gewinnung, Veredelung, Speicherung, Verteilung, Nutzung und Wiederverwendung von Ressourcen dieser Erde - seien es Materialien, Energie oder Information. Hieran richten sich die naturwissenschaftlich geprägten Arbeiten der Chemie, der Physik oder der Geowissenschaften ebenso aus wie die Ingenieurwissenschaften mit Maschinenbau, Verfahrenstechnik, Bergbau/Geotechnik und Materialwissenschaften oder die Mathematik und Informatik und Wirtschaftswissenschaften. Die überschaubare Größe der Universität und die kurzen Wege begünstigen eine interfakultative Zusammenarbeit und sind nicht zuletzt verantwortlich für ihren weltweit guten Ruf.
Rund 90 Hochschullehrer und gut 400 wissenschaftliche Mitarbeiter sowie 500 Mitarbeiter im Technischen und Verwaltungsdienst in rund 45 Einrichtungen sind für Lehre und Forschung verantwortlich. Bis zu einem Drittel des Gesamthaushaltes wird über Forschungsaktivitäten eingeworben, wodurch der wissenschaftliche Mittelbau besonders ausgeprägt ist. Honorarprofessoren und Lehrbeauftragte aus der Industrie verstärken die Lehre mit praxisnahen Angeboten. Insgesamt zählt die Universität heute über 1100 Mitarbeiter, darunter 100 Auszubildende.
Wichtige Ereignisse
1775 Gründung als „Clausthaler montanistische Lehrstätte“
1810 zweizügige Bergschule zur Ausbildung von Steigern und Beamten
1864 „Bergakademie Clausthal“, internationale Bedeutung als eine der führenden Ausbildungsstätten im Berg- und Hüttenwesen
1968 „Technische Universität Clausthal“, starke Erweiterung des Lehr- und Forschungsspektrums (Maschinenbau, Verfahrenstechnik, Mathematik, Physik, Chemie)
1984 und 1991 Erfolgreiche Ausgründungen aus der Universität: Die Sympatec GmbH ist heute Weltmarktführer in der Partikelmesstechnik, die SincoTec Group Weltmarktführer in der Resonanzprüftechnik
2000 Ausbau der Wirtschaftswissenschaften
2007 Grundsteinlegung für das Energie-Forschungszentrun in Goslar; Clausthaler Forschungszentren für die Themen Material, Simulation, Bohrtechnik (in Celle) und Digitalisierung folgen
2015 Allzeithoch mit 4963 Studierenden
2017 Übernahme des Clausthaler Umwelttechnik Instituts (CUTEC) durch die Universität
2018 Die TU Clausthal gewinnt den Deutschen Nachhaltigkeitspreis
2020 Universität der Circular Economy