Ebenfalls zwei Wissenschaftler wurden von der Universität Göttingen ausgewählt, einer von der TU Braunschweig. Damit arbeiten drei Wissenschaftler in Fächern, die in die Niedersächsische Technische Hochschule (NTH) einbezogen sind, der Allianz der Universitäten aus Braunschweig, Clausthal und Hannover. Sie werden mit insgesamt rund 1,16 Millionen Euro gefördert. Mit dem Programm des Landes werden nunmehr zwanzig Niedersachsenprofessuren unterstützt. Das Interesse an der Fortsetzung von Forschungsarbeiten jenseits der Altersgrenze - aber mit mehr Freiheiten als im aktiven Professorenstatus - besteht uneingeschränkt weiter.
„Mit der Niedersachsenprofessur wird ein Erfolgsmodell fortgesetzt, das schon heute über die Landesgrenzen hinaus Beachtung findet“, betonte Wissenschaftsministerin Professor Johanna Wanka. „Es ist uns erneut gelungen, Spitzenkräfte im Land zu halten und deren hohes Engagement für die Forschung in Niedersachsen über die Altersgrenze hinaus zu würdigen.“
Aus Überzeugung, dass exzellente Forschung nicht von Altersgrenzen abhängt und es entscheidend ist, die besten Kräfte für die Wissenschaft an unseren Hochschulen zu halten, hatten das Land Niedersachsen und die VolkswagenStiftung im Jahr 2008 ein Förderprogramm für Spitzenforscher kurz vor dem Ruhestand eingerichtet. Niedersachsen ist das erste Bundesland mit solch einem Angebot.
Die ausgewählten Clausthaler Wissenschaftler
Professor Michael Demuth (Institut für Mathematik): Sein Arbeits- und Forschungsgebiet ist die mathematische Spektraltheorie. Der Begriff des Spektrums wird in den Naturwissenschaften sehr vielseitig und auf verschiedenen Gebieten verwendet. Jeder kennt etwa die Spektralfarben des Regenbogens. Auch in der Mathematik wird der Begriff benutzt, zum Beispiel bei der Bestimmung von Eigenwerten von Matrizen oder bei der Untersuchung von Eigenschaften von Resolventen. Die mathematische Spektraltheorie beschäftigt sich mit der Erforschung des Spektrums von Operatoren in Funktionsräumen. Die Operatoren modellieren verschiedene physikalische Systeme, zum Beispiel Modelle der Kernphysik, der Festkörperphysik, der Quantenchemie oder der Streuung von Elementarteilchen. Man unterscheidet dabei zwischen geschlossenen und offenen Systemen. Offene Systeme sind mit der Umwelt verbunden und kommen der Realität näher. Bei ihnen tritt ein gewisser Energieverlust auf. Die Forschungen Professor Demuths beziehen sich auf diese Systeme. Im Mittelpunkt stehen beispielsweise Fragen wie: Gibt es Eigenwerte? Wie verhält sich das Spektrum bei Störungen? Was ist die Dynamik offener Systeme?
Professor Gerhard Ziegmann (Institut für Polymerwerkstoffe und Kunststofftechnik): Der Themenkreis der Faserverbundkunststoffe umfasst die Schwerpunkte Werkstoffentwicklung, neue und verbesserte Prozesstechnologien, neue Ansätze für die Modellierung und Simulation von Werkstoffen, Prozessen und Bauweisen. Diese Thematik wird in großem Umfang am Clausthaler Institut für Polymerwerkstoffe und Kunststofftechnik bearbeitet, das Professor Ziegmann 1998 gründete. Für die Niedersachsenprofessur stehen drei Themenschwerpunkte im Zentrum seiner Arbeiten:
- Kombinationstechnologien für hochbeanspruchte komplexe Strukturen. In diesem Themenbereich gilt es, die Kopplung von Prozessen und unterschiedlichen Werkstoffen für hohe Prozessgeschwindigkeiten zu erforschen und umzusetzen.
- Effects of Defects. Hier sind die Einflüsse von Fehlern auf das mechanisch/physikalische Verhalten von Faserverbundkunststoffen zu erarbeiten.
- Untersuchungen an Interphasen. Es ist geplant, Grenzflächen zwischen Fasern und Matrixsystemen zu untersuchen, um das Eigenschaftsbild von Faserverbundkunststoffen zu verbessern.
Kontakt:
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