Abfälle zu vermeiden oder wiederzuverwerten sind wichtige Schritte hin zu neuen Produktionstechnologien, die effizienter und umweltverträglicher sind. Um die bestehende Technologielücke zu schließen, fördert die VolkswagenStiftung sechs neue Forschungsprojekte mit rund 7,8 Millionen Euro. Sie befassen sich bspw. mit dem Recycling von Abfällen aus der Geflügelproduktion und umweltfreundlichen Pflanzenschutzmitteln aus Reststoffen der Papierproduktion.
Praxisrelevante Projekte zu geschlossenen Rohstoff-Produkt-Kreisläufen
Durch die Ausbeutung seiner Primärrohstoffe kommt das „System Erde“ an seine Belastungsgrenze. Und auch Treibhausgasemissionen, Biodiversitätsverlust und Wasserverbrauch legen weiter zu. Die Kreislaufwirtschaft oder „Zirkularität“ kann einen Weg aus dieser Defizit-Spirale weisen. Ihr Prinzip beruht darauf, Produkte nach ihrer Nutzung als Rohstoffe für Neues einzusetzen. Dadurch kann die Industrie etwa mit Erdöl hergestellte Materialien durch biobasierte, kreislauffähige ersetzen sowie weitere wertvolle Stoffe retten, aufarbeiten und umfunktionieren. Abfälle als Rohstoffquellen wiederzuverwenden, schafft eine nachhaltige Ressourcenbalance nach dem Motto „Reduce, Reuse, Recycle, Recover“.
Mit ihrer Förderinitiative „Zirkularität mit recycelten und biogenen Rohstoffen“ spricht die Stiftung Forschende aus den Natur- und Technikwissenschaften, auch in Kooperation mit den Sozialwissenschaften, an. Gefördert werden praxisrelevante Forschungsansätze, die geschlossene Rohstoff-Produkt-Kreisläufe anstreben. Zum Stichtag am 01. März 2024 sind 83 Förderanträge bei der Stiftung eingegangen. Nach einer ersten Begutachtungsrunde wurde über 29 Anträge entschieden (die übrigen 54 werden in einem zweiten Schritt begutachtet). Sechs Projekte wurden bewilligt.
Erfolgreicher Förderantrag für Clausthaler Forschung zu Bio-PE Pom-Pom
Auch Forschende der TU Clausthal haben sich mit Erfolg beworben: Das Projekt „A new bio-based circular production route for molecularly tailored polyethylene pom-pom contributing to closed and defossilized material cycles in polyolefin industry” erhält eine Förderung in Höhe von rund 1,2 Millionen Euro. Das Projektteam um die Professoren Michael Fischlschweiger (Institut für Energieverfahrenstechnik und Brennstofftechnik), Sabine Beuermann und Valerian Hirschberg (beide Institut für Technische Chemie) forscht daran, einen zirkulären Produktionsweg für biobasiertes verzweigtes Polyethylen (PE) zu entwickeln.
Der Hintergrund: PE wird aufgrund seiner Materialeigenschaften vielfältig eingesetzt, zum Beispiel in Haushaltswaren oder Verpackungen. Der beträchtliche Einsatz fossiler Rohstoffe in der Herstellung und die daraus resultierende hohe CO2-Bilanz werfen jedoch erhebliche Umweltprobleme auf. Die Lösung könnte eine biobasierte PE-Sorte sein, die als Bio-PE Pom-Pom bezeichnet wird. Als Rohmaterial zur Herstellung dient Biobutadien, das aus landwirtschaftlichen und Lebensmittelabfällen gewonnen wird. Das Forschungsprojekt hat zum Ziel, ein Produktionsverfahren zu entwickeln, in dem Biobutadien unter Verwendung anionischer und energieeffizienter Niederdrucktechniken polymerisiert wird. Das Verfahren ermöglicht geschlossene und defossilisierte Materialkreisläufe in der Zukunft.