Firmen in der ganzen Welt müssen hohen Anforderungen bei den Produktionsverfahren und ihren Produkten genügen, um Handel mit den großen Industrienationen treiben zu können. „Besonders für kleine und mittlere Unternehmen der so genannten Dritten Welt ist es beinahe unmöglich, die Betriebe und ihre Produktionsabläufe nach Industriestandards der Ersten Welt zertifizieren zu lassen“, sagten Krauses' wissenschaftliche Betreuerinnen, Professorin Dr. Heike Schenk-Mathes und ihre Mitarbeiterin Magdalena Pogoda, Institut für Wirtschaftswissenschaft der TU. Der Wirtschaftsstudent Krause berichtet, dass solchen Firmen in Costa Rica einfache Konzepte angeboten werden müssen, um „sich zumindest auf den Weg in Richtung ISO-Normen zu machen“. ISO-Normen sind Standards der International Organization for Standardization (ISO) für Technik, Klassifizierung oder Verfahren und legen beispielsweise fest, wie die Masse von einem Kilogramm oder die Zeit einer Sekunde festzulegen ist, aber auch wie betriebliche Verfahren optimiert werden.
Betriebe sind oft noch ganz am Anfang
Costa Rica ist angehalten, sich neben dem Regenwald-Biosphärenschutz und der Anerkennung als Drittland für ökologische Agrarprodukte in die EU auch im städtisch- industriellen Umweltschutz zu profilieren. „Die Betriebe in Costa Rica stehen oft noch ganz am Anfang bei der Vorbereitung auf standardisierte Produktionsverhältnisse oder -verfahren. Das betrifft besonders den Umweltschutz“, erklärt Krause. Das vordringlichste Problem sei, dass oft Abwässer ungeklärt und ungefiltert in den nächstgelegenen Fluss geleitet würden - Wasser, was anschließend aufwendig wieder zu Trinkwasser aufbereitet werden müsse.
„Wenn wir einige Betriebe vom Umweltschutz überzeugen, verschaffen wir ihnen einen klaren Wettbewerbsvorteil gegenüber den Umweltsündern“, sagt der Wirtschaftsstudent. „Denn wer seine Produkte sauber produziert, erfüllt internationale Anforderungen an ein Qualitätsmanagement und kommt als Handelspartner einer Industrienation eher in Frage als ein Wettbewerber ohne jegliches Qualitätsmanagement“. Krause war für drei Monate vor Ort und hat die Institutionen des Nationalen Qualitätssystems Costa Ricas untersucht.
Ermöglicht wurde ihm die Forschungsreise nach Costa Rica durch den Fachbereich „Technische Zusammenarbeit in Mittel- und Südamerika“ der PTB in Braunschweig, unter der Leitung von Herrn Dieter Schwohnke. So wurde Flug und Unterkunft finanziert und die Partnerkontakte sowie die Einbindung in den Projektzusammenhang über den Projektverantwortlichen Herrn Reinhard Schiel hergestellt. Die PTB unterstützt als Durchführungsorganisation der deutschen technischen Zusammenarbeit seit über 40 Jahren Entwicklungsländer beim Aufbau ihrer nationalen Infrastruktur im Mess-, Normen- und Prüfwesen sowie in der Qualitätssicherung.
Die Idee, Wirtschaftsstudierenden der TU die Gelegenheit zu geben, im Ausland zu forschen, entstand im Jahr 2003 bei einem gemeinsamen Treffen der PTB mit der CUTEC und dem Institut für Wirtschaftswissenschaft der Clausthaler Hochschule. Dr. Britta Kragert, Abteilung Nachhaltigkeitsmanagement der CUTEC, hatte damals dieses Treffen initiiert, um „die Stärken der einzelnen Einrichtungen zusammenzubringen und Synergien nutzen zu können. Von der langjährigen Erfahrung der PTB, bei der Einführung landesweit einheitlicher Standards zu helfen, können wir sehr profitieren“.
Die nationalen Einrichtungen müssen Impulse geben
National einheitliche Standards einzuführen ist in Costa Rica ein weites Problemfeld, wie Krause festgestellt hat: „Selbst wenn kleine Firmen sich schon nach ISO-Normen zertifizieren lassen könnten, fehlen ihnen, besonders im Umweltschutz, das Problembewusstsein und die Bereitschaft, Geld zu investieren. Eine Verbesserung des Nationalen Qualitätssystems wäre hier ein erster Schritt“. Der Wirtschaftsstudent befragte neben Unternehmen auch costaricanische Organisationen, die analog zum deutschen TÜV (Technischer Überwachungsverein), zum DIN (Deutsches Institut für Normung) oder zur PTB landesweit einheitliche Standards sicherstellen. Er fand heraus, dass „zwar schon ISO-Normen erfolgreich in manchen Unternehmen eingeführt wurden, dass jedoch der Nachweis eines Mehrwertes durch deren Einhaltung im jeweiligen Betrieb auch Anstrengungen in der Gesellschaft als Ganzes erfordert“.
Das nächste Projekt von PTB und TU/CUTEC als ein weiteres Beispiel für die Vernetzung der drei Institutionen der Forschungsregion Braunschweig, ist schon auf dem Weg: Anfang März ist die Studentin Haná Zichova mit Unterstützung der PTB nach Peru geflogen, um dort im Rahmen ihrer Diplomarbeit die Qualität der Wasserversorgung zu untersuchen und Schnittstellen mit der Verbesserung von Prüf- und Messmittelmanagement zu identifizieren. Ebenso wie bei Robert Krause wird auch diese Arbeit in die weitere Projektgestaltung der Entwicklungszusammenarbeit der PTB einfließen. „Solche gemeinsamen Studienprojekte betrachten wir als Vorstufe einer längerfristigen Kooperation seitens TU Clausthal und der CUTEC mit der PTB“, meinen Professorin Schenk-Mathes und Britta Kragert. „Jetzt sammeln wir Erfahrung in der Zusammenarbeit, die allen Beteiligten bei angestrebten späteren Forschungsprojekten zugute kommen wird“.
Weitere Informationen über:
Dr.-Ing. Britta Kragert
CUTEC-Institut GmbH
Abteilung Nachhaltigkeitsmanagement
Leibnizstraße 21+23
38678 Clausthal-Zellerfeld
Tel. 05323-933-208
Email: britta.kragert@cutec.de
Dipl.-Kffr. Magdalena Pogoda-Urbanski
TU Clausthal
Institut für Wirtschaftswissenschaft
Abteilung für Betriebswirtschaftslehre und Umweltökonomie
Julius-Albert-Straße 2
38678 Clausthal-Zellerfeld
Tel. 05323-72-7608
Email: magdalena.pogoda-urbanski@tu-clausthal.de
Robert Krause (Bild, o. re.) untersuchte, wie sich Umweltaspekte in das Qualitätssystem Costa Ricas integrieren lassen.