Was wird aus der Reihe „Wissenschaft, Technik und Ethik“?

Clausthal-Zellerfeld. 15 Jahre hat Dr. Heiner Wajemann, bis zum 5. Februar Pfarrer der Evangelischen Studierendengemeinschaft (ESG) Clausthal, die Vortragsreihe „Wissenschaft, Technik und Ethik“ organisiert. Hochrangige Politiker wie Sigmar Gabriel, Otto Schily, Stephan Weil und Christian Wulff waren als Referent dabei. Nach dem Ruhestand Wajemanns stellt sich die Frage: Was bedeutet das für die geschätzte Vortragsreihe?

„Für das kommende Sommersemester sind schon mit zahlreichen Referenten Verabredungen getroffen worden“, berichtet Wajemann. Der bekannte Termin – immer mittwochs um 19.30 Uhr in den Räumen der ESG (Graupenstraße 1a) – soll ebenfalls bestehen bleiben. Was noch fehlt, so der bisherige Hochschulpfarrer, ist ein Moderator für die Vortragsabende mit Diskussion.

Einer, der zu den Initiatoren der Reihe zählt, ist Professor Michael Jischa. „Angefangen hat alles mit der Vorlesung ,Herausforderung Zukunft‘, die ich im Studium Generale der TU Clausthal erstmals im Wintersemester 1991/92 gehalten habe“, blickt der Wissenschaftler zurück. Darin wurden die Themen Nachhaltigkeit und Technikbewertung aufgegriffen, bzw. Technik und Ethik. In der Folge kam Klaus Wachlin, der damalige Pfarrer der Evangelischen Studentengemeinde, mit einer Idee auf Jischa zu: Man könnte ein „Forum Clausthal“ einrichten, das an der TU Gespräche, Vorträge und Diskussionen für die Bevölkerung anbietet.

Damals, vor mehr als 25 Jahren, war es nicht einfach, Fürsprecher für das Themengebiet Technik und Gesellschaft, respektive „nachhaltige Entwicklung“ zu finden. Über Studierende sei ihm, Professor Jischa, seinerzeit zu Ohren gekommen, dass ihn Kollegen als „grünen Professor“ und „Öko-Papst“ abtaten. Heute kann er als Ehrenvorsitzender der „Deutschen Gesellschaft Club of Rome“ darüber lächeln. Zumal sich das „Forum Clausthal“ durchgesetzt hat, auch dank finanzieller Unterstützung des Vereins von Freunden der TU. Fanden die Vorträge zunächst im Rahmen des Studiums Generale statt, entwickelte sich daraus die Reihe „Wissenschaft, Technik und Ethik“ unter dem Dach der Evangelischen Studierendengemeinde. Auf Studentenpfarrer Wachlin folgten Dr. Matthias Schlicht (1996 bis 2003) und schließlich Dr. Wajemann (seit 2004) als Verantwortliche für die Reihe.

Das Format leiste einen Beitrag zur Diskussion zwischen den Vertretern aus Naturwissenschaft und Technik einerseits, und denen der Geisteswissenschaften andererseits, erläutert Wajemann. Viele empfinden sie als Aushängeschild für das akademische Leben in Clausthal. Dabei kann es auch kontrovers zugehen, wie beispielsweise im April 2018, als Otto Schily, der frühere Bundesinnenminister, in der Aula Academica seine kritische Sicht auf die Energiewende darlegte. In den Jahren zuvor hatten Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil über Endlagerung radioaktiver Abfälle und Sigmar Gabriel, damals Vize-Kanzler und Bundeswirtschaftsminister, über Technikethik gesprochen. Auch Christian Wulff und die frühere Bischöfin Margot Käßmann fanden den Weg in den Oberharz.

Mehrere hundert Vorträge wurden innerhalb von „Wissenschaft, Technik und Ethik“ gehalten. Basis dafür waren in erster Linie die Forscherinnen und Forscher der TU Clausthal. Am 13. Februar, dem letzten Termin der Reihe im Wintersemester und unter der Moderation von Wajemann, wird ein alter Bekannter referieren. Professor Jischa spricht über „Gesellschaft und Technik“ (19.30 Uhr, Graupenstraße 1a). Der eloquente Clausthaler, der schon in ganz Deutschland, ja weltweit Vorträge über den Zusammenhang von Technik und Gesellschaft gehalten hat, wäre auch ein Kandidat für die vakante Position als Moderator. Zumindest so lange, bis ein neuer Studentenpfarrer „Wissenschaft, Technik und Ethik“ übernimmt.

 

Kontakt:
TU Clausthal
Pressesprecher
Christian Ernst
Telefon: +49 5323 72-3904
E-Mail: christian.ernst@tu-clausthal.de

Sigmar Gabriel war 2013 Redner in der Vortragsreihe, die von Dr. Heiner Wajemann (neben Gabriel) organisiert und von Professor Michael Jischa (kl. Bild) einst initiiert wurde. Fotos: Ernst