Vorlesung auf der Kneipenbühne

Clausthal-Zellerfeld. Raus aus dem Hörsaal, rauf auf die Kneipenbühne: Eine Vorlesung der ganz besonderen Art hat der Clausthaler Professor Jürgen Heinrich zum Ende des Wintersemesters angeboten. Den Abschlussvortrag zum Thema „Technologie der Keramik“ verlegte er in die Clausthaler Kultkneipe „Anno Tobak“.

„Damit kein falscher Eindruck entsteht“, warnte Professor Heinrich die Hörerschaft, „dies ist keine Kneipenvorlesung. Im Gegenteil, an der Technischen Universität Clausthal steht Qualität an erster Stelle.“ Warum der Wissenschaftler vom Institut für Nichtmetallische Werkstoffe dennoch den Ortswechsel vollzogen hat? Im Studiengang Materialwissenschaft, dessen Absolventen gute berufliche Perspektiven haben, wünscht sich die Oberharzer Hochschule eine größere Nachfrage. „Und wenn die Studierenden nicht zu uns kommen, gehen wir dahin, wo die Studierenden sind“, erklärte der Keramikexperte die ungewöhnliche Marketingmaßnahme.

Passend zum Vorlesungsinhalt reichte die Kellnerin im „Anno“ Kaffee in Keramiktassen. Mehr als ein Dutzend Studierende, darunter zahlreiche Frauen, ließen sich das heimelige Ambiente gefallen. Auf einem roten Sofa sitzend, präsentierte Professor Heinrich seine Folien auf einer Leinwand, über die sonst Bilder von Fußballspielen flimmern.

Apropos Film und Fernsehen. Hinter dem wissenschaftlichen Vortrag in den Räumen der traditionsreichen Kneipe steckte ein innovativer Ansatz. So sind im laufenden Semester alle Verlesungen zum Thema „Technologie der Keramik“ auf Video aufgezeichnet worden. Selbst den „Kneipenbesuch“ hat die Abteilung Multimedia aus dem Rechenzentrum der TU Clausthal mit Kamera und Mikrofon festgehalten. Auf der Homepage der Universität sind sämtliche Veranstaltungen hinterlegt. Sollte ein Student mal eine Vorlesung live verpassen, kann er sie im Internet (siehe: http://video.tu-clausthal.de/) zeitversetzt anschauen.

Dabei bieten die aktuellen Aufzeichnungen ein Novum. „Es ist der erste Vorlesungsmitschnitt, der um selbstgedrehte Videoclips erweitert wurde“, erläuterte Stefan Zimmer. Der TU-Kameramann hatte Professor Heinrich im vergangenen Sommer mehrfach in Betriebe der keramischen Industrie begleitet und Aspekte der Lehre in der Realität gefilmt. Denn das Clausthaler Institut für Nichtmetallische Werkstoffe befindet sich nicht nur in räumlicher Nähe zu einer Studentenkneipe, sondern pflegt auch enge Kontakte zur Industrie.

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TU Clausthal


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christian.ernst@tu-clausthal.de

Professor Jürgen Heinrich trägt in der Clausthaler Kneipe Anno Tobak vor.