Von-Ardenne-Preis für in Clausthal geprägten Forscher

Dresden. Professor Hans Joachim Gläser hat in Dresden den Manfred-von-Ardenne-Preis 2012 in der Sparte Angewandte Physik für seine Arbeiten zu Beschichtungsverfahren für die industrielle Herstellung auf großen Glasflächen erhalten. Vergeben wird die hohe Auszeichnung von der Europäischen Forschungsgesellschaft Dünne Schichten an in Europa arbeitende Wissenschaftler.

Wichtige Beiträge für wärmedämmende Architekturverglasungen sind mit dem Namen Hans Joachim Gläser, der 1995 an der TU Clausthal zum Honorarprofessor bestellt wurde, verbunden. So nutzen heute nahezu alle Isolierglas-Hersteller weltweit silberbasierte Low-E- bzw. Solar-Control-Schichtsysteme. Neben größerem Wohnkomfort garantieren diese Produkte auch deutliche Fortschritte hinsichtlich Energieeinsparung und Umweltfreundlichkeit.

Die Verleihung des mit 10.000 Euro dotierten Preises an Professor Gläser honoriert sein bisheriges Wirken als Wissenschaftler, Erfinder, Entwickler, Hochschullehrer, technischer Berater und Autor zahlreicher wissenschaftlicher Arbeiten. Erwähnt sei etwa das auch in englischer und chinesischer Sprache erschienene Standardwerk „Dünnfilmtechnologie auf Flachglas“, das bis heute weitgehend den technologischen Stand der Branche bestimmt. Unter den bisherigen Preisträgern der zum siebten Mal vergebenen Auszeichnung befindet sich im Jahr 2004 auch Professor Peter A. Grünberg, Forschungszentrum Jülich, der drei Jahre später den Physik-Nobelpreis erhielt.

Hans Joachim Gläser, Jahrgang 1935, hat nach Handwerkslehre und Gesellenzeit als Brauer und Mälzer, nach Nachholen des Abiturs in Abendkursen, ab 1957 an der Universität zu Köln Physik studiert mit Abschluss als Diplom-Physiker im Jahr 1963. Mit Professor Dietrich Geist (1922 - 1974), der von Köln auf den Lehrstuhl für Angewandte Physik an die damalige TH Clausthal berufen wurde, kam Gläser im Januar 1965 in den Oberharz und promovierte 1967 dort zum Dr. rer. nat.

Wesentliche Impulse für seine spätere erfolgreiche industrielle Tätigkeit erhielt er in Clausthal zum einen durch Professor Geist, bei dem er lernte, dass man auch mit bescheidenen Mitteln physikalisch wirkungsvoll forschen kann. Zum anderen beeinflusste ihn Professor Herbert Mayer (1900 - 1992) stark, der Direktor des Physikalischen Instituts, der als Pionier der „Physik dünner Schichten“ Weltruhm erlangte. Gläsers Industrietätigkeit begann im Oktober 1967 und führte ihn zu zahlreichen angesehenen Unternehmen der Branche, ab 1979 auch als Geschäftsführer der Firma Interpane E. & B., Lauenförde.

Da die Veredelung von Glasoberflächen durch Beschichten im Mikrometer- bzw. Nanometerbereich immer größere Bedeutung sowohl für die Anwendung als auch für die Ausbildung von Werkstoffingenieuren erlangte, wurde Gläser 1989 auf Antrag des Instituts für Nichtmetallische Werkstoffe durch den Rektor der TU Clausthal zum Lehrbeauftragten für das Fach „Beschichten auf Flachglas“ ernannt. Im Februar 1995 erfolgte seine Bestellung zum Honorarprofessor. Die Vorlesung fand, jeweils auf den neuesten Stand gebracht, 13 Mal statt und war immer sowohl von Hörern der TU Clausthal als auch aus der Industrie gut besucht. Grundlage des oben genannten Standardwerkes war im Wesentlichen diese Vorlesungsreihe. (Text: G.H. Frischat)

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Dr. Hans Joachim Gläser, 1995 an der TU Clausthal zum Honorarprofessor bestellt, nahm den Preis in Begleitung seiner Frau Helga in Empfang.