Professor Alfons Esderts, TU-Vizepräsident für Forschung und Technologietransfer, nannte einige Eckpunkte: So immatrikulierten sich 1919, als die Frauen hierzulande zum ersten Mal wählen durften, auch erstmals fünf Frauen an der damaligen Bergakademie Clausthal. Auch in den folgenden fünf Jahrzehnten studierten nur vereinzelt Frauen im Oberharz. Dies änderte sich erst nach 1968. Damals begann der Ausbau der Hochschule zu einer Technischen Universität, indem das traditionelle Lehrangebot um Studiengänge wie Maschinenbau, Verfahrenstechnik, Mathematik, Physik und Chemie erweitert wurde. Noch bis 1994 dauerte es, ehe in Gudrun Schmidt (Chemie) die erste Professorin in Clausthal berufen wurde. Um die Jahrtausendwende wurden dann die Wirtschaftswissenschaften eingeführt, wodurch der Frauenanteil der Studierenden auf ein Viertel anstieg. „Hochschulen tragen eine entscheidende Verantwortung für die Zukunft des Wissenschaftssystems und der gesamten Gesellschaft. Daher ist für die TU Clausthal eine frühe Förderung von Studentinnen sehr wichtig, um sie als künftige Nachwuchswissenschaftlerinnen oder hochqualifizierte Arbeitskräfte zu gewinnen“, betonte Professor Esderts.
Die Geschichte der Gleichstellungsarbeit, die an der TU Clausthal 1989 begann, beschrieb in der Folge die aktuelle Gleichstellungsbeauftrage Dr. Natalia Schaffel-Mancini. Anfang der 1990er-Jahre wurde das Gleichstellungsbüro ins Leben gerufen, 2008 die erste hauptberufliche Gleichstellungsbeauftragte der Universität gewählt. „Heute ist die Gleichstellung als Querschnittsthema in allen strategischen Entwicklungsplanungen der Universität verankert“, erklärte sie. Grundlegende Ziele seien, die Unterrepräsentanz der Frauen im wissenschaftlichen Bereich abzubauen und die Vereinbarkeit von Beruf bzw. Studium und Familienaufgaben zu verbessern. Die Angebote dazu sind vielfältig, beispielsweise das Schnupperstudium für Schülerinnen, Kinderbetreuungen, auch in den Ferien, sowie ein Mentoring-Programm für wissenschaftliche Mitarbeiterinnen.
Analog zu den Ausführungen über die Universität berichteten Bürgermeisterin Britta Schweigel und die Gleichstellungsbeauftragte Dagmar Daum über die kommunale Gleichstellungsarbeit in Clausthal-Zellerfeld. Den Hauptvortrag des Abends hielt Susanne Herweg, die 2011 den Helene-Weber-Preis des Bundesfamilienministeriums bekommen hatte, der das bürgerschaftliche Engagement von Frauen würdigt. Sie referierte über 100 Jahre Frauenwahlrecht und die vier Mütter des Grundgesetzes: Helene Weber, Frieda Nadig, Elisabeth Selbert und Helene Wessel, die den langen Weg zur Gleichberechtigung von Frauen und Männern im Grundgesetz, § 3 Abs. 2, erfolgreich begleiteten.
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