Von Zeit zu Zeit wird Hochschullehrern ein so genanntes „Sabbatical“ gewährt, das ist ein Semester, in dem sie keine Lehrverpflichtung von ihren Forschungen ablenkt.
Professor Dr. Henry Rack verbringt sein Sabbatical zur Zeit am IWW der TU Clausthal bei Professor Dr. Lothar Wagner, den er bei einem früheren Aufenthalt vor zehn Jahren kennen gelernt hatte. Wagner vertritt die Angewandte Werkstoffkunde und Werkstofftechnik, das Forschungsgebiet Racks, an der TU Clausthal. Henry Rack war bereits 1997 zu Forschungszwecken in Deutschland. Damals forschte er als Preisträger der renommierten Alexander von Humboldt-Stiftung an der TU München. Die Humboldt-Stiftung verleiht jährlich bis zu 100 Humboldt-Forschungspreise an international anerkannte Wissenschaftler aus dem Ausland. Mit der Preisverleihung wird die wissenschaftliche Lebensleistung der Preisträger gewürdigt. Die Preisträger werden zusätzlich eingeladen, selbstgewählte Forschungsvorhaben in Deutschland in Kooperation mit Fachkolleginnen und -kollegen für einen Zeitraum von insgesamt ca. einem halben bis zu einem ganzen Jahr durchzuführen. Die Preise sind mit bis zu 75 000 EUR dotiert.
Bei seinem derzeitigen Aufenthalt in Clausthal forscht Rack zusammen mit dem IWW an Nanomaterialen. An einigen dieser Forschungsvorhaben ist die TU Berlin beteiligt und die Finanzierung leistet das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Der Titan-Experte Rack interessiert sich dabei für die Anwendung von Titan im Automobil-Bereich. Namhafte Firmen wie Porsche, Toyota und Volkswagen haben bereits ihr Interesse an den Forschungsergebnissen angemeldet. Als Anwendungen sind neuartige elastische Stahlsorten, sogenannte Federstähle, denkbar. Weitere denkbare Nutznießer können Katalysatoren sein, bei denen die seltenen und daher teuren Metalle Titan und Platin zum Einsatz kommen.
Prof. Rack wird von seiner Frau begleitet. Beide genießen den Aufenthalt im verschneiten Clausthal sehr. Nach der konzentrierten Forscherarbeit unternehmen die Eheleute gern ausgiebige Entdeckungstouren in die nähere und weitere Umgebung. Auch die beiden Söhne des Ehepaars Rack haben sich im Sommer zu einer Stippvisite angemeldet.
Racks Arbeitgeber in den USA, die Clemson University, ist eine von vier sogenannten „State Universities“ des Staates South Carolina. Sie ist in einer Region angesiedelt, die ursprünglich durch die Textilindustrie geprägt wurde, inzwischen jedoch etliche High-Tech-Unternehmen beherbergt. Beispielsweise fertigt BMW dort die 3-er Reihe für den amerikanischen Markt. Auch Bosch und einige amerikanische Automobil-Zulieferfirmen haben in Clemson Niederlassungen gegründet und profitieren vom Technologietransfer mit der Universität. Die Clemson University wurde von etwa 100 Jahren gegründet und unterrichtet derzeit rund 17 000 Studenten. Das Fächerspektrum ähnelt stark dem der TU Clausthal: Die Schwerpunkte liegen bei der Festkörperphysik, der anorganischen Chemie, dem Umwelt- und Bio-Ingenieurwesen sowie den Materialwissenschaften. Seit Jahren wird auch in Clemson an der Entsorgung von radioaktiven Abfällen geforscht.
Aufgrund dieser ähnlichen Strukturen beider Hochschulen ist sich Rack sicher, dass die begonnene intensive Zusammenarbeit auch in Zukunft weiter fortgesetzt wird. Derzeit erarbeiten er und sein Gastgeber Professor Wagner Vereinbarungen zur dauerhaften Zusammenarbeit beider Universitäten. Wagner plant außerdem selber, ein Forschungssemester an der Clemson University zu verbringen.
Kontakt:
Prof. Dr.-Ing. habil. Lothar Wagner
Institut für Werkstoffkunde und Werkstofftechnik
Agricolastr. 6
38678 Clausthal-Zellerfeld
Tel.: 05323/ 72-2770
Fax: 05323/ 72-2766