Statt aus der Zapfsäule bezieht der Personenkraftwagen seine Antriebsenergie aus der Steckdose, die Anzeige neben dem Armaturenbrett checkt nicht den Tank-, sondern den Batterieinhalt. „Drei, vier Stunden muss das Fahrzeug an eine gewöhnliche 230-Volt-Steckdose angeschlossen werden“, sagt Institutsleiter Professor Oliver Zirn, „danach kann es zwischen 60 und 80 Kilometer zurücklegen.“ Als Höchstgeschwindigkeit stehen 80 km/h im Fahrzeugschein.
Für den Straßenverkehr zugelassen ist der Wagen seit dem 29. Juli 2010. In einjähriger Planungs-, Konstruktions- und Montagearbeit hatten Diplom-Ingenieur Christoph Pelczar, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut, und Mechatronik-Student Michael Ahlborn den gebrauchten Smart zuvor in ein Elektromobil umgewandelt. Benzinmotor und Tank ersetzten sie durch einen 23-kW-Synchronmotor und einen Akku (96-V-LiFePO4) mit einer Speicherkapazität von acht Kilowattstunden. Besonders aufwändig war es, die neuen Bestandteile an die verbleibenden Aggregate und Steuergeräte der Bordelektrik anzupassen. Zudem musste viel Engagement in die elektromagnetische Verträglichkeitsprüfung (EMV) investiert werden, die in München abgenommen wurde. Dem IPP-Team kam es deshalb sehr entgegen, dass es beim Umbau des Fahrzeugs von Orhan Catovic, dem Leiter der Kfz-Werkstatt der TU, unterstützt wurde. Werden die Kosten für den Kauf, die Umrüstung und die Zulassungen addiert, so hat der Wagen einen Wert von rund 30.000 Euro.
Mit dem Smart-E-Roadster besitzt die TU Clausthal nun auf Jahre hinaus ein Unikum - selbst wenn, wie angekündigt, ab 2011 Serienfahrzeuge mit Elektroantrieb erhältlich sein sollten. Das Institut für Prozess- und Produktionsleittechnik, das sich neben seinem Schwerpunkt im Bereich Werkzeugmaschinen-Mechatronik in Kooperation mit dem TU-Institut für Elektrische Energietechnik (IEE) auch mit energietechnischen Fragen befasst, wird das Auto als Versuchsträger einsetzen.
So sollen die Auswirkungen kleiner, mobiler Energiespeicher als aktive Netzteilnehmer messtechnisch erfasst werden. Das Oberharzer Elektrofahrzeug wird genutzt, um die Steuerung der am IEE entwickelten „Virtuellen Synchronmaschine (VISMA)“ am IPP von der Versuchsebene in eine kompakte und mobil einsetzbare FPGA/Microcontroller-Plattform zu überführen. „Es soll untersucht werden, inwieweit das um die VISMA-Funktionalität erweiterte Ladegerät im Fahrzeug für ländliche Teilnetze mit einem starken Anteil regenerativer Erzeugung und schwacher Netzanbindung vorteilhaft eingesetzt werden kann“, so Professor Zirn. Neben einer Netzstabilisierung durch Bereitstellen einer Momentanreserve sei auch eine verbesserte Ausbeute der regenerativen Energie zu erwarten.
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