„Wenn sie versuchen, ein Fahrzeug loszuwerden, müssten die Preise, die man Ihnen zahlt, heute bei etwa 70 Euro liegen, teilweise inklusive Abholung und Abmelden“, sagt der Goslarer Diplom-Ingenieur Goldmann, der seit Anfang des Jahres Professor für Rohstoffaufbereitung und Recycling an der Technischen Universität ist. Der Endverbraucher könne sein Auto also inzwischen an denjenigen abgeben, der am besten zahlt.
Abfall sei der Rohstoff der Zukunft, sagt er. Das merkt man auch an der gestiegenen Nachfrage von Unternehmen nach TU-Absolventen in seinem Studienfach. „Innerhalb der letzten Tage hatte ich zig Anrufe wie: Hast Du nicht einen Betriebsleiter für mich oder jemanden, der seine Diplomarbeit schreiben möchte?“ Doch das habe er in den ersten Wochen seiner Professur nicht leisten können, sagt er. Diese extreme Entwicklung habe vor drei Jahren begonnen, 20 Jahre lag der Rohstoffmarkt am Boden. Der Job sei deshalb lange schlicht weniger interessant gewesen.
Goldmann steht beruflich jetzt ganz oben. Bevor er an die TU Clausthal kam, arbeitete er 20 Jahre lang in der Industrie, zuletzt für VW in Wolfsburg. Für die Volkswagen AG entwickelte er das sogenannte Volkswagen-SiCon-Verfahren, mit dem man nach seinen Angaben die nach EU-Richtlinien vorgegebene Altfahrzeug-Verwertungsquote von 95 Prozent bis zum Jahr 2015 erreiche. Bisher liege die Verwertungsquote bei knapp 80 Prozent.
Mehrfach preisgekrönte Recycling-Technologie
Unter seiner Leitung wurde eine mehrfach preisgekrönte Technologie erschaffen, mit der die beim Shreddern des Stahl-Schrotts entstandenen Rückstände zur Wiederverwertung aufbereitet werden können, die früher komplett auf die Deponie wanderten. Gut für die Umwelt und wichtig, um unabhängiger von den weltweit steigenden Rohstoffpreisen zu werden.
Der ehemalige Clausthaler Student, der seit 1976 im Harz lebt, ist wegen seiner Forschungen Ansprechpartner für die gesamte Automobil- und Elektroindustrie sowie die Rohstoff- und Entsorgungsbranche. Denn warum sollte sich das, was mit den Autos passiert, nicht auch auf Waschmaschinen oder andere Elektrogeräte übertragen lassen? Die Forschung gehe nach Angaben Goldmanns auch in diese Richtung.
Zur weiteren Entwicklung, Umsetzung und Bewertung des Volkswagen-SiCon-Verfahrens sei es nun an der Zeit gewesen, an einer Universität weiterzuforschen, wo die entsprechende Ausstattung und die Labore vorhanden seien. Denn bisher könnten noch nicht alle aufbereiteten Fahrzeugreste wie beispielsweise Schreddersand optimal genutzt werden. Das soll sich nun im TU-Institut für Aufbereitung, Deponietechnik und Geomechanik durch die Entwicklung von Verfahren und Maschinen ändern.
Demnächst "Tag der Metallurgie" in Goslar
„Ich habe mich bewusst für die TU Clausthal entschieden“, sagt der 50-Jährige. Kernkompetenz sowie wie eine enge Zusammenarbeit mit den Instituten für Metallurgie, Energieverfahrenstechnik und Bergbau seien gegeben. Insgesamt gebe es in Deutschland mit Clausthal, Aachen und Freiberg nur drei Unistandorte, an denen diese Forschungen möglich seien.
Es sei zudem ein Riesenvorteil, in einer Region mit so vielen metallverarbeitenden Unternehmen zu arbeiten, in denen man starke Partner finden könnte. „Ich sehe eine Chance, hier eine Art Kompetenzzentrum mit TU und produzierenden Unternehmen zu bilden, das den Recyclingkreislauf anschieben könnte.“ Professor Goldmann hält es durchaus nicht für ausgeschlossen, dass im Harz eine Aufbereitungsanlage im Zusammenspiel mit Forschung und Wirtschaft entstehen könnte, von denen in Deutschland vor allem aus Gründen des Wettbewerbs mit den Mülldeponien bisher noch keine existiert. Das Stadium der europaweiten Umsetzung dieser Technologie sei nun jedoch erreicht. Sein Projekt wird der Wissenschaftler genauer beim Tag der Metallurgie, einem „Kongress der Metallurgie im Wirtschaftsfeld“ vom 14. bis zum 15. März, im Hotel „Der Achtermann“ in Goslar vorstellen.
(Quelle: Goslarsche Zeitung/Janina Jankowski)