TU Clausthal intensiviert Zusammenarbeit mit Japan

Clausthal-Zellerfeld. Wie kommt man als japanischer Student im Harz zurecht? Welche technische Ausstattung hat die TU Clausthal? Und wie sieht generell die Energieversorgung in Deutschland aus? Diesen und ähnlichen Fragen sind fünf Studenten aus Japan nachgegangen, die für zwei Wochen die TU Clausthal besucht haben, finanziert mit einem Regierungsstipendium.

Den ersten Aha-Effekt in Deutschland erlebten die fünf 22-Jährigen gleich, als sie vom Flughafen abgeholt wurden. Die Japaner, die in ihrer Heimatstadt Fukuoka an der Universität Kyutech (Kyushu Institute of Technology) Elektrotechnik studieren, sind ein Tempolimit auf Autobahnen von 100 Stundenkilometern gewohnt. Von Hannover nach Clausthal-Zellerfeld sind sie erstmals in ihrem Leben etwas schneller gefahren. „Das hat richtig Spaß gemacht. Aber es war auch sehr ungewohnt, denn in Japan fahren wir auf der linken Straßenseite“, erzählte Hiroki Mishio.

Ganz begeistert waren die fünf höflichen jungen Herren auch von einem Clausthaler Forschungsfahrzeug, dem elektrisch angetriebenen Tesla Roadster. „Alle sind mal mitgefahren“, berichtete Dr. Dirk Turschner. Durch den Forscher des Instituts für Elektrische Energietechnik war der Kontakt nach Japan entstanden. Auf einer Messe in Tokio, auf der er mit dem Erfinderzentrum Norddeutschland die „Virtuelle Synchromaschine“ vorstellte, lernte er einen Absolventen der Kyutech-Universität kennen. Dieser vermittelte ein Gespräch mit dem Elektrotechniker Professor Yasunori Mitani. Kurze Zeit später besuchte Turschner mit Vertretern des Internationalen Zentrums Clausthal (IZC) die Hochschule in Fukuoka. Und im September 2012 stattete Professor Mitani der TU und dem Energie-Forschungszentrum Niedersachsen (EFZN) einen Gegenbesuch ab. „Danach war klar“, so Turschner, „dass wir in der Forschung gemeinsame Ziele verfolgen und uns gut ergänzen können.“

Zwar unterscheiden sich das japanische und das deutsche Energieversorgungsnetz in vielerlei Hinsicht. So gibt es aus historischen Gründen auf Japans Hauptinsel Honshu zwei Versorgungsgebiete, einmal mit 50 Hertz und einmal mit 60 Hertz Netzfrequenz. „Die beiden Netze sind über mehrere Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungen miteinander gekoppelt - eine Technologie, die zurzeit in Deutschland für Übertragungsnetze im Gespräch ist“, erläuterte Turschner sein Interesse daran. Beide Universitäten, die TU Clausthal und Kyutech, haben inzwischen einen Kooperationsvertrag unterzeichnet.

„Wenn man die Hochschulen vergleicht, verfügt Clausthal über die größere technische Ausstattung und mehr Forschungsmöglichkeiten“, sagte Gaststudent Keisuke Ikeda. Neben Instituten in Clausthal schaute sich das Quintett aus Fernost das EFZN an. Land und Leute erlebten die Japaner, die auch von Astrid Abel (IZC) mitbetreut wurden, auf dem Oberharzer Bauernmarkt, beim Baden in den Teichen und beim Einkaufsbummel in Hannover. Ihr Fazit: „Wir kommen gerne wieder - auch wenn es bei uns Fisch gibt, wo die Deutschen Fleisch essen.“ Zunächst hat sich von der Universität Kyutech aber Professor Masayuki Watanabe angesagt, der einen Forschungsaufenthalt im Oberharz plant. „Das alles zeigt“, freut sich Initiator Turschner, „auf japanischer Seite besteht ein großes Interesse an einer dauerhaften Zusammenarbeit.“

Kontakt:

TU Clausthal
Pressesprecher
Christian Ernst
Telefon: 05323 - 72 3904

E-Mail: christian.ernst@tu-clausthal.de

Vor der Photovoltaik-Anlage auf dem Energie-Campus der TU Clausthal in Goslar (von links): Hiroki Mishio, Masanori Tokumitsu, Dr. Dirk Turschner, Shota Mattori, Keisuke Ikeda und Hiroaki Ikegami. Foto: Abel