Der Werkstoff Stahl steht im Mittelpunkt des Clausthaler Gemeinschaftsprojektes („Horizontales Bandgießen von Stahl“). Dank eines neuen Gießverfahrens lässt sich einerseits der Energiebedarf für die Stahlherstellung deutlich verringern; andererseits können damit moderne Hochleistungswerkstoffe erzeugt werden. Diese ermöglichen es etwa Automobilkonstrukteuren, den Kraftstoffverbrauch von Fahrzeugen durch gewichtseinsparende Bauteile zu senken - ohne Abstriche bei der Sicherheit.
„Ein Beispiel dafür ist HSD-Stahl: Er ist sehr gut verformbar, zugleich äußerst fest und eignet sich als Leichtbau-Werkstoff etwa für Türaufprallträger und Stoßfänger“, erläutert Professor Karl-Heinz Spitzer. Der Clausthaler Materialwissenschaftler und sein Team am Institut für Metallurgie brachten die grundlegende Verfahrenstechnik für das neue horizontale Bandgießverfahren in enger Zusammenarbeit mit den Industriepartnern Salzgitter Flachstahl GmbH und der SMS Siemag AG auf den Weg. „Das Gemeinschaftsprojekt zeigt“, so Professor Spitzer, „dass die traditionelle Stahlbranche hochinnovativ und zukunftsfähig ist.“
„Mit der Nominierung für diesen herausragenden Preis wird die bundesweite Kompetenz der TU Clausthal auf dem wichtigen Gebiet der Werkstofftechnologie und Materialwissenschaft unterstrichen“, freute sich Professor Thomas Hanschke. Der Universitätspräsident nahm zusammen mit Professor Spitzer an der Veranstaltung im Deutschen Museum in München teil, wo die vorgeschlagenen Teams ihre Innovationen präsentierten. Das Clausthaler Projekt steht für eine zielführende Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Universitätspräsident Hanschke sieht darin auch die Strategie der TU bestätigt, als relativ kleine Hochschule, Kooperationen mit regionalen Partnern einzugehen, damit Themen wie neue Werkstoffe, Leichtbau, Ressourcen- und Energieeffizienz nachhaltig vorangebracht werden können.
Um die Leistungsfähigkeit des neuen Stahlgießverfahrens zu demonstrieren, hat die SMS Siemag AG für die Salzgitter Flachstahl GmbH in Peine eine Pilotanlage im Industriemaßstab errichtet. Die weltweit erste Anlage dieser Art, für die Sachkosten im oberen zweistelligen Millionenbereich angefallen sind, ging Ende 2012 in Betrieb. Jährlich kann sie rund 40.000 Tonnen Stahl produzieren. „Inzwischen hat sie die Zuverlässigkeit des horizontalen Bandgießens eindrucksvoll bestätigt“, sagt Diplom-Ingenieur Ulrich Grethe. Der Vorsitzende der Geschäftsführung bei Salzgitter Flachstahl, der an der TU Clausthal studiert hat und in Goslar lebt, registriert ein weltweit großes Interesse an der neuen Technologie. In Deutschland dürfte das innovative und nachhaltige Verfahren daher zur Sicherung oder Schaffung zahlreicher zukunftsfähiger Arbeitsplätze beitragen.
Es finden sich also gleich mehrere gute Gründe dafür, dass das neue Verfahren für den Deutschen Zukunftspreis nominiert worden ist. Der Preis des Bundespräsidenten für Technik und Innovation, auch „Technologie-Oscar“ genannt, ist mit 250.000 Euro dotiert und gehört zu den bedeutendsten wissenschaftlichen Auszeichnungen in Deutschland. Er wird - nachdem eine Experten-Jury eines der drei vorgeschlagenen Projekte ausgewählt hat - in diesem Jahr am 19. November durch Bundespräsident Joachim Gauck in Berlin verliehen. Die Veranstaltung wird im ZDF ausgestrahlt.
Weitere Informationen und Projektbeschreibung:
www.deutscher-zukunftspreis.de
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