Vor einem Jahr fand der Clausthaler Hochschulpräsident eine kritische Lage der Universität vor mit einer viel zu geringen Lehrauslastung, mit zu wenigen Studierenden und einem hohen Anteil ausländischer Studierender, die nur zum Teil integriert sind. Gleichzeitig war ein stetiges Abrutschen in anerkannten Forschungsrankings zu beobachten. Trotz internationaler Anerkennung war die regionale Verankerung der Harzer Universität sehr schwach. Mit dem Hochschuloptimierungskonzept (HOK), das letztlich vorsieht, die Mittel für die Hochschulen zu vermindern und zum Abbau von Arbeitsplätzen führt, sah sich der Präsident der TU Clausthal gleichzeitig einem gewaltigen Sanierungsbedarf bei den Universitätsgebäuden und einer ungewissen Zukunft des Studentenwerks Clausthal gegenüber. Die unübersichtliche Organisationsstruktur in den Fakultäten und Fachbereichen, das Fehlen einer systematischen Alumnipflege und Fundraising sowie mangelhafte Werbeaktivitäten taten ein Übriges, die schlimme Lage zu untermauern.
„Der Wettbewerb unter den Hochschulen wird insbesondere unter dem Kostendruck immer stärker werden“, so Professor Edmund Brandt. „Um zu bestehen, muss die TU Clausthal in relativ kurzer Zeit mit einem klaren und scharfen Profil Spitzenleistungen erbringen.“ Notwendige Etappen dafür sieht er darin, die Studierendenzahl auf 3500 bis 4000 zu steigern und hochkarätige und finanziell lohnende Forschung in Clausthal anzusiedeln. Gleichzeitig arbeite er darauf hin, eine finanzielle Unabhängigkeit der Universität vom Staatshaushalt zu erreichen. „Hierfür entwickeln wir völlig neue Organisations- und Finanzierungsmodelle, um mittelfristig unabhängig zu werden und kurzfristig Maßnahmen zur Gebäudesanierung auf den Weg zu bringen. Vorrang haben dabei die Sanierungen der Studentenwohnheime“, erläuterte der Hochschulpräsident. Als weitere Ziele der Universität nannte er die Erschließung neuer Geschäftsfelder, wie insbesondere Weiterbildung und Technologietransfer im weit verstandenen Sinne. Ein einzurichtendes Sprachzentrum, dass den ausländischen Studierenden die Integration erleichtern werde und eine professionelle Alumnipflege.
„Erste Etappenziele haben wir erreicht“, sagte der TU Präsident. So konnte mit der neuen Fakultätsstruktur ein zukunftsorientiertes und individuelles Profil der Clausthaler Universität geschaffen werden. Sehr erfreulich, so Professor Brandt, sei zudem, dass wir die Auslastung in der Lehre deutlich steigern konnten.Im Bereich der Informatik hat die Universität wichtige Professuren neu besetzt und den Fachbereich gestärkt. Hinzu kommen Einzelmaßnahmen, wie die Besetzung einer Stabstelle Hochschulplanung, eine intensivere Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungen wie die Diskussionsreihe „Wissenschaft im Rathaus“ sowie neue Formen der Studentenwerbung wie der erfolgreiche Flying Science Circus oder die Aktion „Studenten besuchen alte Schulen“.“ Innerhalb der Universität haben wir die Kommunikation verbessert.“ Als Beispiel nannte er regelmäßige Treffen mit dem AStA und Personal- sowie Informationsveranstaltungen.
Zur Umsetzung des Hochschuloptimierungskonzepts, das für die niedersächsischen Hochschulen erhebliche Sparmaßnahmen vorsieht, sind gravierende Einschnitte in allen Breichen notwendig“, sagte der Präsident der TU Clausthal. „Dabei achten wir jedoch genau darauf, dass insbesondere der produktive wissenschaftliche Bereich nicht geschädigt wird. Als Beispiel seien hier die Geowissenschaften genannt, die zwar Sparmaßnahmen bewältigen mussten, jedoch mit einer neuen Struktur erhalten bleiben werden.“
„Insgesamt stehen wir jedoch erst am Anfang des Reformwegs, des Modernisierungsprozesses. Die wesentlichen Etappen - mit gewiss zum Teil schmerzhaften Veränderungen- stehen uns noch bevor, erklärt der Präsident der TU Clausthal. „Wir werden umfassende Managementsysteme etablieren, die in jedweder Hinsicht nach transparenten Leistungskriterien den Ressourceneinsatz ermöglichen. Davon erfasst werden prinzipiell alle Bereiche, also namentlich Personal, Räume und laufende Mittel.“ Die Kriterien der Leistungsbeurteilung sind dabei vornehmlich die Zahl der Publikationen, Drittmittel, Zahl der Studierenden und Promotionen. Solche Managementsysteme seien woanders längst etabliert. „Da es sich um ein Nullsummenspiel handelt, wird es zu erheblichen Umschichtungen kommen, wird es Gewinner, wird es aber auch Verlierer geben.“
Am Ende des Reformwegs, prognostizierte der Präsident Professor Edmund Brandt, werde die TU Clausthal mit einem einzigartigen Profil gelassen in die Zukunft blicken können.