Initiiert worden war dieser Besuch insbesondere von Stefan Grosse. Der Buchhändler aus Clausthal-Zellerfeld und weitere Musikfreunde aus der Stadt kennen Professor Pank, den Begründer des Lehrstuhles für Barockcello und Viola da Gamba an der Universität Leipzig, durch 25 Jahre gemeinsame Musikseminare. Dies nahmen die Harzer zum Anlass, den ihnen freundschaftlich verbundenen Telemann-Experten in die Calvörsche Bibliothek einzuladen. „Das Universalgenie Caspar Calvör und das junge Musikgenie Georg Philipp Telemann waren sich Ende des 17. Jahrhunderts in Zellerfeld begegnet“, erläuterte Grosse.
Dr. Helmut Cyntha, ehemaliger Direktor der Unibibliothek und jetziger Betreuer der Calvörschen Bibliothek, hatte im Sitzungssaal der „UB“ eine Ausstellung mit Exponaten aus dieser antiken Büchersammlung vorbereitet. Zuerst referierte Dr. Cyntha über Calvörs Lebenszeit in der „herrlichen Isolation“ der Oberharzer Berg(bau)welt. Der Vortragende erläuterte neben dem beruflichen Engagement auch die privaten Interessen Calvörs, der mit zwölf Sprachen und vielen wissenschaftlichen Gebieten sowie der Musiktheorie bestens vertraut war. Diese Lebens- und Interessenswelt spiegelt sich in der Büchersammlung wider: Handschriften von Luther und Melanchthon, ein Herbarium mit mehr als 700 Pflanzen, Ausgaben der Bibel und des Korans in arabischer Schrift, theologisches und naturwissenschaftliches Schrifttum sowie musikwissenschaftliche Literatur.
Bekannt ist die Geschichte, dass Telemann als Kind nach Zellerfeld kam, um in der abgelegenen Bergbauwelt von seiner Musikleidenschaft „geheilt“ zu werden. Calvör blieb die Musikbegabung des Knaben nicht verborgen. Es ist anzunehmen, dass der Schüler Telemann durch Calvör eine grundlegende musiktheoretische Ausbildung bekam. Dokumentiert ist dies aber nicht, kompositorische Arbeiten aus der Zellerfelder Zeit des Jugendlichen sind nicht überliefert.
Professor Pank ist die Geschichte mit Telemann in Zellerfeld vertraut. Die Details der Einflussnahme durch eine Persönlichkeit wie Calvör waren ihm nicht so bekannt, geschweige das Wissen um die Existenz einer solchen Bibliothek, und dass sie in der Clausthaler UB einen Ehrenplatz einnimmt. „Siegfried Pank war sichtlich bewegt. Es ist schön, dass wir mit der Einladung in diese bemerkenswerte Büchersammlung genau richtig gelegen haben“, freute sich Grosse. In gewisser Weise sind mit dem Besuch die Aktivitäten zum Telemann-Gedenkjahr 2017 schon einmal eingeläutet worden. Städte aus ganz Deutschland, in denen der Komponist zu Lebzeiten wirkte, planen zahlreiche Veranstaltungen.
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