Tagungsreihe Energie und Rohstoffe soll Leuchtturm werden

Goslar. Ein Mitteleuropäer nutzt täglich 40 bis 50 Kilogramm Rohstoffe. Die Erde bietet dazu auch in den nächsten Jahrzehnten genug Ressourcen. Dennoch droht den importabhängigen Industrienationen ein Knappheitsproblem.

Meist liegen die Rohstoffe in politisch instabilen Regionen oder sind aus geotechnischen oder rechtlichen Gründen nicht verfügbar. Neue Ansätze, die Versorgung dauerhaft zu sichern, sind in dieser Woche auf der Konferenz „Energie und Rohstoffe 2009“ der TU Clausthal in Goslar aufgezeigt worden.

Auf der hochrangigen, erstmals ausgerichteten Tagung, die unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsident Christian Wulff stand, trafen sich 270 Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft und Behörden im Hotel „Der Achtermann“. Veranstalter waren das Clausthaler Institut für Geotechnik und Markscheidewesen und der Deutsche Markscheiderverein in Kooperation mit dem Energie-Forschungszentrum Niedersachsen (EFZN).

Bei Erdöl stehen Ampeln auf Gelb

„Während fast alle Rohstoffe noch hinreichend vorhanden sind, stehen die Ampeln bei Erdöl auf Gelb. In ungefähr 15 Jahren wird die Hälfte des Erdöls der Erde verbraucht sein“, sagte Professor Hans-Joachim Kümpel zur Begrüßung. Der Präsident der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in Hannover forderte einen klugen Umgang mit Ressourcen: „Wir müssen so produzieren, konsumieren und wiederverwerten, dass auch kommende Generationen ein ausreichendes Angebot an Rohstoffen vorfinden.“

Es gehe einerseits um Energieeffizienz, andererseits um einen vernünftigen Energiemix, stellte Diplom-Volkswirt Helmut Heyne heraus. Der Abteilungsleiter im niedersächsischen Wirtschaftsministerium verwies neben dem Einsatz von fossilen Brennstoffen wie etwa Erdöl, Erdgas und Kohle insbesondere auf die Geothermie, die tiefe Erdwärme, als erneuerbaren Energieträger der Zukunft. Professor Bernhard Cramer, der die große Energiestudie der BGR von 2009 vorstellte, bemerkte zum Verhältnis von regenerativer und herkömmlicher Energie: „Derzeit reicht die erneuerbare Energie für Montag. Die übrigen Tage der Woche müssen wir auf konventionelle Energie zurückgreifen.“ Reserven sieht der Experte insbesondere, indem Lagerstätten besser ausgeschöpft werden. „Der Entölungsgrad liegt derzeit bei nur 35 Prozent. Da ist sicher noch etwas möglich. Künftig dürfte einiges von der Bohrtechnik zu erwarten sein.“

Eine Möglichkeit, Baurohstoffe nachhaltig zu sichern, stellte Professor Leopold Weber aus dem österreichischen Wirtschaftsministerium vor. Anhand eines landesweiten Rohstoffplans, der auf einer systematischen Bewertungsmethode von beispielsweise Kies- und Sandvorkommen beruht und Raumordnungsaspekte einfließen lässt, werden für jedes Bundesland maßgeschneiderte Lösungen erarbeitet. „Zurecht“, so Professor Weber in seinem Vortrag, „darf von einem Generationenvertrag zur Rohstoffsicherung gesprochen werden.“ Seitens der Europäischen Union wird der österreichische Ansatz als mustergültig eingestuft.

TU Clausthal kehrt mit der Tagung zu ihren Wurzeln zurück

Neben Themen wie Lagerstätten und Geothermie erörterten die Teilnehmer der wissenschaftlichen Tagung in Vorträgen und „Werkstattgesprächen“ auch Fragen der Kohlendioxid-Verpressung, Endlagerung und Energiespeicherung. „Es ist ein Forum für interdisziplinäre Fragestellungen des komplexen Themas Energie und Rohstoffe geschaffen worden“, sagte Professor Wolfgang Busch, der Leiter des ausrichtenden Clausthaler Instituts. „Das Veranstaltungsthema berührt die Wurzeln und den Nerv der TU Clausthal sowie der Gesellschaft“, ergänzte TU-Vizepräsident und EFZN-Chef Professor Hans-Peter Beck. Und der Vorsitzende des Deutschen Markscheidervereins, Dr. Peter Goerke-Mallet, betonte mit Blick auf eine Fortsetzung der Tagungsreihe in 2011: „Wir wollen sie zu einem Leuchtturm machen.“

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Professor Leopold Weber aus dem österreichischen Wirtschaftsministerium stellte den Rohstoffplan seines Landes vor, der in der EU als beispielhaft gilt.