„Die Spendenbereitschaft ist groß“, freut sich Björn Krause. Gerade hat er seinen Bachelor-Abschluss in Wirtschaftswissenschaften an der TU Clausthal gemacht. Die Semesterferien stehen derzeit aber weniger im Zeichen des Studiums, als vielmehr im Zeichen der Hilfsbereitschaft. „Wir möchten mit gutem Beispiel vorangehen, Verantwortung übernehmen und möglichst viele Menschen in unserer manchmal etwas eingefahrenen Gesellschaft mitreißen“, nennt der gebürtige Oberharzer die Beweggründe. Inzwischen engagieren sich rund 20 junge Menschen, insbesondere Studierende, in der gemeinnützigen Organisation „Solidarity - Harzer helfen“.
Den Auslöser für das Hilfsprojekt hatte vor Monaten eine Flüchtlingskatastrophe im Mittelmeer geliefert. Wieder einmal war ein überfülltes Boot gekentert. Tenor unter den Studierenden: Es muss etwas getan werden, einerseits in den Krisengebieten, andererseits bei der Unterstützung von Bedürftigen hierzulande. Also starteten sie „Solidarity“, eine organisierte, strukturierte und innovative Spendenakquise.
Das Konzept ist schlüssig: Kleidung, Möbel oder Spielzeug werden eingesammelt, aufgearbeitet und dann an Bedürftige weitergegeben. Die Koordination der Güterströme wird über eine Online-Datenbank gesteuert, die von Informatik-Studierenden der TU programmiert wurde. Produktion, Aufbereitung und Logistikmanagement befinden sich in den Händen von Studierenden der Ingenieurwissenschaften. Dabei sollen Flüchtlinge sowie Langzeitarbeitslose in den Aufarbeitungsprozess eingebunden werden, damit sie sich in die Gesellschaft integrieren. Marketing, PR und Kundenbetreuung übernehmen Studenten der Wirtschaftswissenschaften.
Als am 21. September 259 Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan und dem Irak im Clausthal-Zellerfelder Nachbarort Hahnenklee ankamen, brachte sich „Solidarity“ sofort ein. „Über die Islamische Studentengemeinschaft an der TU Clausthal haben wir Dolmetscher mobilisiert, das hat gut geklappt“, berichtet Frederik Brauer, der auch in Hahnenklee war: „Die Menschen haben eine harte Zeit hinter sich. Ich habe zum Beispiel drei Brüder kennen gelernt, der Älteste gerade volljährig. Der Vater - die Mutter war verstorben - hatte den drei Söhnen sein ganzes Geld gegeben, damit sie nach Europa können. Für den Vater selbst hat das Geld nicht mehr gereicht.“
Die Schicksale berühren. Um effektiv helfen zu können, arbeitet „Solidarity“ mit der Oberharzer Bevölkerung zusammen. Eine Kooperation mit Hilfsorganisationen wie dem Deutschen Roten Kreuz und der Arbeiterwohlfahrt ist unterstützend beabsichtigt. Nach einem Gespräch mit Björn Krause hat Clausthal-Zellerfelds Bürgermeisterin Britta Schweigel im Bürgerbüro einen Raum zur Verfügung stellen lassen. Darin werden die Spenden aufbewahrt, Kontaktperson ist Katja Griese (E-Mail: katja-g@live.de).
„Außer für Flüchtlinge werden wir uns für deutsche Bedürftige einsetzen“, sagt Frederik Brauer. Das Zimmer im Bürgerbüro sei ein Anfang. Angesichts der Spendenbereitschaft und um Gegenstände aufzuarbeiten, benötige die Initiative aber künftig mehr Platz. Neben Sachspenden kann das Solidarity-Team auch finanzielle Unterstützung gebrauchen, um die Betriebskosten zu decken. Weitere Informationen gibt es auf der Facebook-Seite der Organisation.
Kontakt:
TU Clausthal
Pressesprecher
Christian Ernst
Telefon: +49 5323 72-3904
E-Mail: christian.ernst@tu-clausthal.de