„Ich halte es für besonders wichtig, sich die Systeme, die wir Informatiker heute maßgeblich entwickeln, auch immer mal wieder in der Praxis anzuschauen“, sagt Professor Andreas Rausch. Der Experte für Software-Systeme sowie TU-Vizepräsident für Informationsmanagement und Infrastruktur hatte die zweitägige Tour nach Bayern zu einem IT-Hersteller und einem Luftwaffenstützpunkt organisiert. Dabei konnten die Studierenden in Bereiche Einblick nehmen, die sonst kaum einer sieht.
Zunächst stand das modern ausgestattete Unternehmen ESG im Blickpunkt. Seit 40 Jahren plant, entwickelt und installiert es für die Industrie und die Bundeswehr Elektronik-, Software- und Logistiksysteme. Neben Vorträgen zur Informatik im Fahrzeug (Automotive) und zu IT-Systemen wurde ein aktuelles Projekt vorgestellt. „Sehr beeindruckend waren die Flugzeug- und Hubschraubersimulatoren, in denen Piloten die entwickelte Software testeten“, berichtete Sabrina Paetzold. Die 22-jährige Studentin der Wirtschaftsinformatik war eine von insgesamt fünf Frauen in der Gruppe: „Ich habe endlich mal gesehen, wie es im Bereich der Informatik in der freien Wirtschaft abläuft.“ Wie ihre Kommilitonen freute sie sich über den Hinweis der Firma, dass noch Personal gesucht und Praktikumsplätze zur Verfügung stehen.
Plätze zum Schlafen bezog die Reisegruppe aus dem Harz anschließend in der Kaserne Landsberg am Lech, wo sie zusammen mit der Truppe verpflegt wurde. Bei den Vorträgen und Vorführungen fiel auf, dass die Bundeswehr beispielsweise im Jagdflugzeug Phantom mit Informationstechnologie aus den 1960er Jahren arbeitet. Der Eurofighter wurde vor mehr als 20 Jahren entwickelt. „Außerdem wird im Luftfahrtbereich hauptsächlich auf die Programmiersprache Ada gesetzt, die an Unis in der Regel nicht mehr gelehrt wird“, sagte Sven Strickroth, Masterstudent der Informatik.
Das Besondere am Standort in Landsberg ist, wo dort programmiert wird: nämlich untertage in einer Bunkeranlage aus dem Zweiten Weltkrieg. Nach 1945 hatten die Alliierten zunächst versucht, die Anlage zu demontieren und zu sprengen. Als die Versuche scheiterten, wurde der Bunker weiter genutzt. Heute ist die Untertageanlage einerseits ein Mahnmal für die schreckliche NS-Zeit, andererseits dient sie der Luftwaffe als Programmierzentrum. Bei einem Referat zur Geschichte und in einer Ausstellung bekamen die Studierenden ein Bild davon vermittelt, unter welch inhumanen Umständen die Arbeiten für den Bunker gegen Ende des Krieges verrichtet wurden.
Neben der nachdenklichen Seite wird den Clausthalern die Exkursion insbesondere aufgrund des Praxisbezugs in Erinnerung bleiben. „Von den Möglichkeiten, mal über den Tellerrand hinaus zu schauen, gibt es nicht so viele“, so der 25-jährige Strickroth. Zudem sei deutlich geworden, wie wichtig die Qualität der Software und deren Simulation im Bereich von Flugsicherheit sind.
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