Sonderforschungsbereich 675 im 6. Industriekolloquium vorgestellt

Clausthal-Zellerfeld. Über „Hochfeste Strukturen“ bei Metallen haben sich rund 100 hochkarätige Vertreter aus Wissenschaft und Wirtschaft in dieser Woche beim 6. Industriekolloquium in der Clausthaler Aula ausgetauscht. Zugleich ist der Sonderforschungsbereich (SFB) 675, in dem Wissenschaftler der TU Clausthal und der Leibniz Universität Hannover gemeinsam forschen, vorgestellt worden.

Der SFB läuft seit gut einem Jahr und wird in der ersten Phase bis 2010 mit rund 7,5 Millionen Euro an Fördermitteln unterstützt, 5,7 Millionen Euro davon fließen seitens der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). „Auch in Hinblick auf die geplante Niedersächsische Technische Hochschule ist der Sonderforschungsbereich ein Paradebeispiel dafür, wie Hochschulen miteinander zusammenarbeiten sollten“, sagte TU-Vizepräsident Professor Thomas Hanschke bei der Begrüßung. Die drei Clausthaler Institute für Metallurgie, für Schweißtechnik und Trennende Fertigungsverfahren sowie für Maschinelle Anlagentechnik und Betriebsfestigkeit bilden mit vier Einrichtungen aus der Landeshauptstadt den SFB.

Maßgeschneiderte Bauteile als Ziel

Im Mittelpunkt der Forschung stehen die Eigenschaften von Bauteilen. Die Anforderungen an solche metallischen Strukturen nehmen heutzutage immer mehr zu. Das hat zur Folge, dass in der Industrie vermehrt hochfeste Teile mit enormem Spezialisierungsgrad benötigt werden. Dieser Aufgabe widmen sich Materialwissenschaftler, Maschinenbauer, Fertigungs- und Produktionstechniker im SFB 675 „Erzeugung hochfester metallischer Strukturen und Verbindungen durch gezieltes Einstellen lokaler Eigenschaften“. Bedarf für maßgeschneiderte Bauteile besteht laut SFB-Sprecher Dr.-Ing. Heinz Palkowski, Professor für Werkstoffumformung am Institut für Metallurgie, etwa bei Verbindungselementen eines Krans, Tragwerksstrukturen eines Stadiondaches oder Strukturelementen eines Flugzeugs.

Auf welche Weise sich der Ansatz in der Autobranche umsetzen lässt, zeigten etwa die Referenten Dr. André Kröff, beschäftigt bei der Salzgitter Mannesmann Forschung, und Diplom-Ingenieur Tobias Imhorst vom Karosseriebauer Karmann am Beispiel der Studie Scalight. Bisher wurde die Säule, an der die Tür eines Fahrzeugs befestigt ist (A-Säule), immer durchgehend in derselben Stahldicke gefertigt. Würde man dagegen entsprechend der Belastungsanforderungen die Dicke zwischen 2,5 und 3,9 Millimetern variieren, ließen sich die Kosten, das Gewicht - und damit der Energieverbrauch - reduzieren und die Sicherheit erhöhen.

Neues Bandgießverfahren in zwei Jahren industriereif

Hans Fischer aus dem Vorstand der Salzgitter AG plädierte im Anschluss an seinen Beitrag „Vom Stahldesign zum Bauteil“ dafür, intensiv auf Forschung und Entwicklung zu setzen: „Gerade heutzutage, wo in der Stahlindustrie Geld verdient wird, müssen wir diese Möglichkeiten ausschöpfen.“ So sei zusammen mit der TU Clausthal ein neues Bandgießverfahren entwickelt worden, das von 2009 an industriell umgesetzt werden könnte. Insgesamt sind an beiden Tagen des Kolloquiums 26 Vorträge über neueste Entwicklungen bei hochfesten Strukturen gehalten worden. Neben Wissenschaftlern des SFB 675 referierten unter anderem Vertreter der Daimler AG, von ThyssenKrupp, des Max-Planck-Instituts für Eisenforschung sowie der Wirtschaftsvereinigung Stahl, vertreten durch Professor Dieter Ameling.

Weitere Informationen:

www.sfb675.tu-clausthal.de<a/> </p> <p> Kontakt </br> TU Clausthal </br> Pressereferent </br> Christian Ernst </br> Telefon: 05323 - 72 3904 </br> Christian.ernst@tu-clausthal.de </br>

An der A-Säule eines Pkw (v.l.): TU-Vizepräsident Prof. Thomas Hanschke, Hans Fischer (Vorstand Salzgitter Stahl) sowie die Clausthaler Professoren Heinz Palkowski, Alfons Esderts und Volker Wesling.