Sigmar Gabriel: Technik muss ihre Grenzen haben

Clausthal-Zellerfeld. „Wir leben mit und von der Technik, aber Technik hat ihre Grenzen.“ Dies unterstrich Sigmar Gabriel bei einem Vortrag über Technik und Ethik in der Aula der TU Clausthal vor 250 Gästen. Auch angesichts der NSA-Ausspähaffäre regte der Bundespolitiker an: „Wir brauchen eine große Debatte über den Umgang mit unseren Daten, nicht nur hierzulande, sondern weltweit.“

Sigmar Gabriel war auf Einladung des Evangelischen Studentenzentrums Clausthal in den Oberharz gekommen und sprach innerhalb der Vortragsreihe „Wissenschaft - Ethik - Technik“ vor Studierenden, Uni-Beschäftigten und Interessierten. Zuvor war der gebürtige Goslarer, der in diesen Wochen als Parteichef der Sozialdemokraten in Berlin Koalitionsverhandlungen führt, von Professor Thomas Hanschke begrüßt worden. Der Universitätspräsident spielte unterhaltsam auf das in der Vergangenheit nicht immer reibungsfreie Verhältnis der Städte Clausthal-Zellerfeld und Goslar an, betonte aber zugleich: „Der Schritt vom Berg in die Region mit dem Aufbau eines Energie-Forschungszentrums in Goslar hat sich für die TU Clausthal als richtig erwiesen und den Blick geweitet.“

Das Thema Energie fand sich auch in den Ausführungen Gabriels wieder. Ein großes Problem in der Politik sei es, „dass wir in Technologien einsteigen, die später nicht mehr rückgängig zu machen sind“. Als Beispiele nannte er die Atomenergie, die auf lange Sicht mit der Entsorgungsfrage verbunden sein wird, und die Gentechnik. Für den Fall der Erdgasförderung durch Fracking forderte der ehemalige Bundesumweltminister deshalb zuvor eine umfangreiche Technikfolgenabschätzung vorzunehmen.

Seinen Vortrag zu einer Technik-Ethik hatte Gabriel mit einer historischen Betrachtung des Begriffs Fortschritt begonnen. Habe das Wort früher auch eine gesellschaftliche Sichtweise impliziert, sei es heute allein auf technologischen Fortschritt ausgerichtet. Vor diesem Hintergrund mahnte der Politiker an, eine Work-Life-Balance nicht aus den Augen zu verlieren.

Ins Zentrum seiner Rede rückte Gabriel den aktuellen Abhörskandal. „Bei der NSA sind wir mittendrin in der Diskussion von Technik und Ethik.“ Dabei sei es nicht nur die Frage „Was kann man?“, sondern „Was darf man?“. Die USA zerstöre mit ihrem Technikeinsatz, also mit dem Abhören befreundeter Regierungschefs, die westliche Wertegemeinschaft und gefährde ein über Jahrzehnte gewachsenes Bündnis. Allerdings seien es nicht nur die Geheimdienste, die die Bevölkerung bedrohten, sondern aufgrund ihrer gigantischen Datensammlungen auch private Unternehmen wie Facebook, Google oder Amazon. Um an dieser Stelle Missbrauch und Manipulation einzudämmen, bestehe noch viel Forschungsbedarf - auch für die TU Clausthal, betonte Niedersachsens ehemaliger Ministerpräsident.

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TU Clausthal
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Menschen in einem Saal bei einer Präsentation

Sigmar Gabriel (Mitte), hier neben Universitätspräsident Professor Thomas Hanschke, stellte sich nach seinem Vortrag den Fragen des Publikums. Foto: Ernst