Nach mehr als zwei Jahren hat sich die Bergbaubranche erstmals wieder zu einer großen Tagung in Präsenz an der Technischen Universität Clausthal versammeln können. Beim zweitägigen Kolloquium „Fördertechnik im Bergbau“ referierten und diskutierten 250 Teilnehmende unter Hygienebedingungen über Themen wie Rohstoffe und Politik, Automatisierung, Endlagerung, High-Tech-Bandförderanlangen sowie Mobilität bei der Energie- und Rohstoffgewinnung.
„All diese Themen haben viel mit Nachhaltigkeit und Klimaschutz zu tun, und sie spiegeln sich vielfältig und zentral in den Aktivitäten der TU Clausthal wider“, sagte Prof. Joachim Schachtner bei der Begrüßung. Der Präsident der TU Clausthal schlug den Bogen zum übergreifenden thematischen Dach der Harzer Universität, der Circular Economy, und stellte den Vertreter:innen des Berg- und Tunnelbaus sowie der Fördertechnik die ressourceneffiziente, nachhaltige Kreislaufwirtschaft vor.
Im Eröffnungsvortrag nahm Prof. Walter Frenz (RWTH Aachen) die Circular Economy wieder auf: „Nach dem Klimaurteil des Bundesverfassungsgerichtes von 2021 müssen wir von der Primär- zur Sekundärwirtschaft übergehen.“ Grundsätzlich machte der Experte für Bergrecht in seinem Referat „Rohstoffe für den Klimaschutz“ deutlich: „Klimaschutz und Rohstoffe sind kein Gegensatz, sondern Klimaschutz gibt es nur durch Rohstoffe.“ Die Gretchenfrage, nachdem durch den Russland-Ukraine-Krieg viele Rohstoffe wie etwa Lithium weniger verfügbar sind, laute: Kann ein Land wie Deutschland Rohstoffe für den Klimaschutz auch aus Staaten mit Defiziten bei Menschenrechten und Umweltschutz beziehen? Prof. Frenz plädierte dafür, die Rohstoffversorgung in Klimaabkommen und internationalen Verträgen zu regeln.
Auch Prof. Oliver Langefeld vom Institut für Bergbau, dessen Abteilung für Maschinelle Betriebsmittel und Verfahren im Bergbau unter Tage das Kolloquium organisiert hat, ordnete das Rohstoffthema in seiner Konferenzeröffnung zunächst in den großen Zusammenhang von Welthandel, Wertewandel und den Krieg in Europa ein. Danach richtete er den Blick auf Technologien: „Die Fördertechnik, als ein sehr wichtiger und großer Bereich des deutschen Maschinenbaus, ist von großer Bedeutung. Aber auch die Aufbereitungstechnik, vor allem im Bereich des Recyclings, wird immer wichtiger und kann ein Innovationsmotor werden. Mit gesteigertem Recyclingquoten lässt sich Europa viel schneller in Richtung der Rohstoffautarkie bringen.“
Insgesamt 21 Fachvorträge standen während des Kolloquiums – begrüßt wurden die Gäste auch von der Clausthaler-Zellerfelder Bürgermeisterin Petra Emmerich-Kopatsch – auf dem Programm. In die Moderation der Themenblöcke brachten sich Prof. Elisabeth Clausen (RWTH Aachen) sowie Prof. John-Glen Swanson (Hochschule Magdeburg-Stendal) ein. Beide sind Alumni der TU Clausthal und haben unter Prof. Langefeld promoviert. Abgerundet wurde die Tagung, deren Koordination dieses Mal federführend in den Händen von Sandra Nowosad lag, durch eine Ausstellung sowie einen Bergmännischen Abend. Im kommenden Jahr will sich die Branche an der TU Clausthal dann zum 23. Kolloquium Bohr- und Sprengtechnik treffen – möglichst wieder in Präsenz.
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