Relevanz von Geschlecht und Vielfältigkeit in der Forschung

Einen Einstieg in die Thematik hat EU-Expertin Astrid Schwarzenberger im Rahmen einer Online-Veranstaltung an der TU Clausthal gegeben.

Antragsstellende bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) müssen sich zukünftig auch mit der Frage auseinandersetzen, ob Geschlecht oder Vielfältigkeit für das eigene Forschungsthema eine Rolle spielt. Dabei gehe es nicht etwa um die Zusammensetzung des Forschungsteams, so Dr. Natalia Schaffel-Mancini (Gleichstellungsbeauftragte an der TU Clausthal) bei der Anmoderation, sondern um den Einfluss auf die wissenschaftlichen Fragestellungen und Methoden an sich. Da dies bei EU-Anträgen bereits seit vielen Jahren betrachtet werden muss, hat Expertin Astrid Schwarzenberger von der Kontaktstelle „Frauen in die EU-Forschung“ des Bundesforschungsministeriums eine lebendige Einführung in das Thema mit vielen Beispielen aus dem Themenprofil der TU Clausthal gegeben.

„In der EU gilt der veränderte Exzellenzbegriff schon seit vielen Jahren“, erläuterte Dr. Heike Schröder (Forschungsförderung EU): „Forschung kann nur exzellent sein, wenn sie die Lebenswirklichkeit von Männern und Frauen einbezieht und sowohl die biologischen als auch die sozio-kulturellen Unterschiede berücksichtigt.“ 

Vizepräsidentin Professorin Heike Schenk-Mathes appellierte an die rund 30 Teilnehmenden:  „Nach der EU und nun der DFG wird dieser geschärfte Exzellenzbegriff zukünftig auch von weiteren Drittmittelgebern angewendet werden. Sie werden sich als Forschende mit diesen Aspekten befassen müssen!“

„Nicht nur in medizinischer Forschung muss der Unterschied zwischen Männern und Frauen betrachtet werden, auch in naturwissenschaftlich-technischen Arbeiten hat dies Relevanz“, so Schwarzenberger. Differenziert wird zum einen nach den biologischen Unterschieden wie Anatomie oder Physiologie, was zum Beispiel bei der Konstruktion von Fahrzeugen Relevanz hat, und andererseits nach sozio-kulturellen Unterschieden zwischen den Geschlechtern – englisch „gender“ – auf Grund von unterschiedlichen Rollen oder Verhalten. „Sicherheitsgurte gefährden ungeborenes Leben und schützen im Allgemeinen Frauen weniger gut, da Crashtest-Dummies dem männlichen Körper nachempfunden sind. Betrachtet man beim „Autofahren“ die Gender-Dimension, so besteht zudem ein signifikant anderes Nutzungsverhalten zwischen Männern und Frauen. Frauen fahren sehr viel häufiger am Nachmittag und haben häufiger Kinder dabei. Wenn Sie die Verkehrskonzepte der Zukunft entwickeln, lohnt es sich, hier genau hinzusehen“, so die Expertin.

Marc Muster, Förderberatung national an der TU Clausthal, erläuterte den neuen Leitfaden der DFG: „Die Thematik gehört zum wissenschaftlichen Hauptteil des Antrags, da es die Inhalte der Forschung betrifft. Gleichstellungsaspekte werden hingegen in den Begleitinformationen dargelegt.“ „Letztendlich“, so formulierte es Schwarzenberger, „müssen Sie sich fragen: Hat Ihr Projekt etwas mit Menschen zu tun oder gibt es eine Schnittstelle zwischen Technik und Menschen? Wenn das der Fall ist, müssen Sie die Einflüsse berücksichtigen. Und wenn Sie zu dem Schluss kommen, dass es keine Relevanz von Geschlecht und Vielfältigkeit gibt, dann können Sie eine fundierte Begründung im Antrag darlegen.“

Das Gleichstellungsbüro und die Förderberatung der TU Clausthal stehen Antragstellenden bei der Beantwortung der Frage, wie die Gender-Dimension in Forschungsprojekten berücksichtigt werden kann, beratend zur Verfügung.

 

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Eine Person schaut auf ein Gerät neben dem Porträt einer Person

Astrid Schwarzenberger von der Kontaktstelle des Bundesforschungsministeriums nutzte bei ihrer Online-Veranstaltung an der TU Clausthal viele Beispiele aus dem Themenspektrum der Harzer Universität. Fotos: Kreutzmann, DLR