Weg von der Wegwerfgesellschaft, hin zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft: Diesen Ansatz der Circular Economy hat die TU Clausthal in Zeiten des Klimawandels zu ihrem Leitthema gemacht. Denn angesichts einer wachsenden Weltbevölkerung mit steigendem Verbrauch an Rohstoffen, Energie und Material droht der Erde eine zunehmende „Vermüllung“. An diesem Punkt setzt das sogenannte Precycling an. Es zielt darauf ab, Müll aus Verpackungsmaterialien im Vorhinein zu vermeiden, beispielsweise durch den Kauf von verpackungsfreien Produkten oder dem Nutzen eigener Gefäße und Behälter.
Professorin Katharina Klug forscht zu Precycling als post-modernem Konsum- und Lebensstil im Kontext von „Zero-Waste“ und Circular Economy. Dabei arbeitet sie wissenschaftlich mit Thomas Niemand, Juniorprofessor für Marktforschung an der TU Clausthal (Institut für Wirtschaftswissenschaft), zusammen. Beide lehrten und forschten an der TU Dresden (Lehrstuhl für Marketing) und haben bereits mehrere gemeinsame Veröffentlichungen publiziert. Im Rahmen der fortlaufenden Kooperation beider entstand auch der vorliegende Beitrag „The Lifestyle of Sustainability: Testing a Behavioral Measure of Precycling“ (Der Lebensstil der Nachhaltigkeit: Testen eines verhaltensbasierten Messinstruments für Precycling), der in diesem Jahr im „Journal of Cleaner Production“ erscheint. Darin wird eine Möglichkeit zur Erfassung der Precycling-Tendenz vorgestellt, mit der Unternehmen oder auch einzelne Personen unkompliziert und praktikabel erfassen können, wie stark Konsumentinnen und Konsumenten Precycling anwenden.
Die Gesellschaft hat ein massives Müllproblem
Unsere Gesellschaft habe ein massives Müllproblem, sagen die beiden Forschenden, auch mit Blick auf die Plastikmengen in den Ozeanen. Nahrungsmittelabfälle und ausrangierte oder defekte Produkte sowie Verpackungsmaterialien werden sich bis zum Jahr 2025 auf mehr als sechs Millionen Tonnen pro Tag belaufen. Damit wird sich die Menge im Vergleich zum Jahr 2010 (3,5 Millionen Tonnen) nahezu verdoppelt haben. Beispielsweise verursacht eine Person in den USA täglich im Schnitt zwei Kilogramm Plastikmüll. Um Maßnahmen zur Reduktion des Verpackungsmülls richtig bewerten zu können, bedarf es eines validierten Messinstruments zum Precycling.
Während Regierungen auf nationaler und internationaler Ebene im Top-down-Prinzip Verordnungen zur Reduktion von Plastik erlassen, entwickeln sich auf Verbraucherebene post-moderne Konsumstile, die einen verantwortungsvollen und langfristig orientierten Umgang mit Gütern zeigen. Unter diesen Konsumstilen tritt das sogenannte Precycling in den Vordergrund, das eine konsequente Müllvermeidung propagiert. Precycler treffen ihre Konsumentscheidungen danach, inwieweit dadurch Abfall anfällt: Sie denken über (Verpackungs-)Müll nach, bevor er entsteht. Precycler favorisieren unverpackte Produkte oder verweigern den Kauf extensiv verpackter Güter. Beispielsweise erledigen sie ihren Lebensmitteleinkauf bevorzugt in Unverpacktläden, Hofläden oder auf Wochenmärkten. Zum Verpacken der Produkte bringen sie eigene Gefäße und Behälter mit. Auf diese Weise tragen Precycler zur Zielsetzung der Müllvermeidung bei, die im Konzept der Circular Economy zunehmend Gehör findet. Sie stehen für Begriffe wie Umweltorientierung, Achtsamkeit, Verantwortungsbewusstsein und Konsumverzicht.
Precycling repräsentiert ein nachhaltiges Konsumverhalten
Das Fazit von Professorin Klug und Professor Niemand: „Während ein Null-Müll-Ansatz nach Utopie und wenig alltagstauglich klingt, repräsentiert Precycling ein nachhaltiges Konsumverhalten, das ganz praktisch zu weniger Müll beitragen kann. Es ist dabei entscheidend, dass sich jede oder jeder bewusst macht, welchen Teil sie oder er dazu beitragen kann.“ Die beiden Forschenden verdeutlichen mit ihrem Beitrag dieses Verhalten und ermöglichen es so, Maßnahmen zur Reduktion des Verpackungsmülls bewerten zu können.
Weitere Informationen: www.twenty.blue/insights/b_263-precycling
Im TUC StudiBlog wird das Thema Vermeiden von Verpackungsmüll ebenfalls aufgegriffen.
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