Praxisnahe Lehre: Konstruierte Papiertürme bestehen Sandsack-Test

Clausthal-Zellerfeld. Wer Lust hat, kann es zu Hause ausprobieren: Konstruiere einen möglichst leichten, einen Meter hohen Turm aus Papier, der einen 1-Kilo-Sandsack tragen kann. Diese Aufgabe hatten Clausthaler Studierende in der Lehrveranstaltung „Grundlagen des Ingenieurbaus“ zu bewältigen. Zehn Gruppen wetteiferten um die beste Lösung - der Siegerturm war schließlich 44,8 Gramm leicht.

Die Inszenierung des Wettbewerbs bot Spannung. Zunächst wurden alle Türme aus Papier (maximal verwendete Größe DIN-A4-Blätter, Qualität 80g/m2) gewogen. Dann ließ der Dozent, Professor Nobert Meyer, den Sandsack-Test durchführen, beginnend mit dem schwersten Bauwerk. Zehn Sekunden musste die Konstruktion das Gewicht tragen, ohne einzuknicken.

Viele Studierende hielten die Luft an, als ihr Turm an der Reihe war. Lange ging alles glatt. Dann kam die leichteste Konstruktion, nur 39,4 g, auf den Prüfstand. Sie ähnelte einem Strommast. Drei Sekunden hielt der Turm der Last stand, doch dann knickte er ein. „Ich wollte aufs Ganze gehen, Sekt oder Selters“, sagte Philipp Kurczinski, der Geoumwelttechnik studiert. So siegten am Ende Lillan Roos, Lina Masendorf und Carina Faulhaber, deren Bauwerk (44,8 g) den Sandsack-Test bestand. Für Platz eins gab es einen 50-Euro-Gutschein, einzulösen im Uni-Shop.

„Wir haben viel Zeit in das Projekt gesteckt, aber es hat sich gelohnt“, freuten sich die Gewinnerinnen. Alle drei studieren erst im zweiten Semester Geoumwelttechnik. „Wir haben eine räumliche Fachwerkkonstruktion gewählt, vollkommen statisch bestimmt“, erklärte Lillan Roos. Bevor der Turm für den Wettbewerb, der aus acht DIN-A-Blättern besteht, endgültig fertig war, hatte das Trio vier, fünf Anläufe unternommen. Im Zusammenspiel von Praxis und Theorie, berichteten die drei Studentinnen, sei ihnen vieles klarer geworden.

Genau dies will Professor Meyer mit dem Konstruktionswettbewerb, an dem rund 40 Studierende teilnahmen, erreichen: „Im Team soll diskutiert werden, wie das theoretische Wissen praktisch umgesetzt werden kann, und zwar handwerklich.“ Dabei sei zum Beispiel zu klären: Welches Material, also welche Papierstärke, welche Statik und welche Konstruktion gewählt wird. Der stabilste Turm hielt übrigens mehr als drei Kilogramm aus.

„Insgesamt betrachtet“, würdigte Professor Meyer, „haben die Studierenden die Aufgabe hervorragend gemeistert.“ Dass es allerdings mit entsprechender Erfahrung noch etwas besser geht, bewiesen die Mitarbeiter am Lehrstuhl des Dozenten. Sie konstruierten einen Turm mit einem Gewicht von 35 g, der den gestellten Anforderungen standhielt.

Kontakt:

TU Clausthal
Pressesprecher
Christian Ernst
Telefon: +49 5323 72-3904

E-Mail: christian.ernst@tu-clausthal.de

Zehn Studierendengruppen konstruierten jeweils einen Papierturm. Der elfte Turm, ganz rechts, ist außer Konkurrenz von den Mitarbeitenden des Lehrstuhls für Geotechnik und Ingenieurbau gebaut worden. Foto: Ernst