Kibumba heißt das Eiland, das am Südwestufer des Victoriasees liegt. Rund 300 Menschen leben dort, vor allem der Fischfang prägt den Tag. Es gibt einen Arzt und eine Schule auf der Insel, aber keinen Strom. Das soll sich durch das Projekt ändern. Das Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut (HHI) in Goslar hat zusammen mit dem Forschungszentrum Energiespeichertechnologien (EST) der TU Clausthal und der Goslarer Firma Inensus begonnen, die Insel zu elektrifizieren. Neben ausrangierten Lithiumbatterien werden dazu Solarzellen verwendet.
Für E-Mobilität nicht mehr zu gebrauchen
Für die E-Mobilität seien die Batterien wegen der hohen Leistungsanforderungen nicht mehr zu gebrauchen, sagt Professor Wolfgang Schade, Leiter des HHI und des EST in Goslar. Dabei würden sie noch rund 80 Prozent ihrer Speicherkapazität besitzen. Die Batterien müssten laut Gesetz recycelt werden, was hohe Kosten verursache. Oder: Sie werden in einen „Second-Life-Zyklus“ gebracht, wie der Clausthaler Wissenschaftler es nennt. Das bedeutet, zunächst werden defekte Zellen entfernt, dann werden die neu zusammengesetzten Batterien ihrer neuen Nutzung zugeführt – in diesem Fall, als Stromspeicher für Kibumba.
Die Anlage soll eine Energie von 75 Kilowattstunden bereitstellen und zunächst die Schule und die Arztpraxis mit Strom versorgen. Anfang Dezember hatte Professor Schade den Transport der Technik in das ostafrikanische Land begleitet. Für die Menschen auf der Insel sei die bevorstehende Stromversorgung ein gewaltiger Schritt, sagt er. Die Fischer können dann ihren Fang kalt halten und damit besser verkaufen, der Inselarzt kann seine Medikamente kühlen und die Schule einen Computer anschließen. Inzwischen schreitet der Aufbau der Infrastruktur vor Ort voran, so dass Mitte Februar mit der Installation der Anlage begonnen werden kann. Professor Schade wird dazu mit drei Mitarbeitern nach Kibumba reisen. Begleitet wird das Team seitens des EST von Professor Leonhard Ganzer und Dr. Jens-Peter Springmann.
Projekt hat auch eine humanitäre Seite
Aus Forschersicht wird es interessant sein zu sehen, wie die Batterien auf ständige Hitze und Luftfeuchtigkeit reagieren, um deren Alterungsverhalten besser verstehen zu können. Daneben wird auch der Forschungsstandort Goslar von dem Vorzeigeprojekt profitieren: Auf dem Energiecampus plant das HHI zusammen mit dem Forschungszentrum Energiespeichertechnologien der TU die Errichtung einer „Second Life Lab Factory“, um die möglichen Einsatzgebiete ausrangierter Batterien weiter zu erforschen.
Neben der wissenschaftlichen Seite geht es dem Team von Fraunhofer und TU Clausthal auch um humanitäre Aspekte: So werden in Eigeninitiative Stromleitungen für die Krankenstation und die Schule gelegt, damit beide Einrichtungen unmittelbar von der neuen Energieversorgung profitieren können.
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