Photonik: Millionenförderung für Harzer Forschungsprojekt

Goslar. Großer Erfolg für die Forschergruppe am Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut (HHI) in Goslar: Das Projekt „Technologieplattform Lab-in-a-Fiber (FiberLab)“, das vom Leiter der HHI-Abteilung faseroptische Sensorsysteme, dem Clausthaler Professor Wolfgang Schade, auf den Weg gebracht wurde, wird als erstes Vorhaben der neuen Gründerinitiative „Photonik Inkubator“ in den nächsten zwei Jahren mit 1,25 Millionen Euro gefördert.

Die Photonik, also optische Verfahren und Technologien zur Übertragung und Verarbeitung von Information, „ist eine der innovativen Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts. Schon jetzt liegen uns zahlreiche Projektideen vor, die sich an den Megathemen unserer Gesellschaft orientieren: Sicherheit, Mobilität und Gesundheit“, erläutert der Göttinger Professor Gerd Marowsky von Photonik Inkubator. Als erste Idee wird nun das Harzer Projekt umgesetzt. Im neuen Batterie- und Sensoriktestzentrum, das sich auf dem EnergieCampus der TU Clausthal in Goslar befindet, soll die Innovation zur Marktreife gebracht werden. Neben Professor Schade zählen Anna Lena Baumann, Christian Waltermann und Philip Gühlke zum Forscherteam.

Worum geht es in dem Projekt „Lab-in-a-Fiber“, das übersetzt Labor in einer Faser heißt? Ziel ist die Entwicklung einer baukastenartigen Technologieplattform, mit der sich Bewegungsanalyse (Navigation) und Sensorik kombinieren lassen. Während der zweijährigen Laufzeit werden konkret optische Fasern für die minimal-invasive Katheter- bzw. Erdöl-/Erdgastechnologie entwickelt.

Um dies zu verwirklichen, setzt sich „FiberLab“ aus drei faseroptischen Teilprojekten zusammen: Navigation, chemische Analytik sowie Temperatur- und Drucksensorik. Das gemeinsame physikalische Grundkonzept sind sogenannte Faser-Bragg-Gitter (FBG), die als Struktur in Lichtleitfasern eingebracht werden. Durch den Einsatz der Femtosekunden-Lasertechnik ist es erstmals möglich, diese Strukturen mit höchster Flexibilität nicht nur in den Kern einer Faser, sondern auch direkt in deren Mantelmaterial zu prozessieren. Damit lassen sich im Vergleich zum heutigen Stand der Technik extrem preisgünstige und maßgeschneiderte FBGs in verschiedensten Fasertypen herstellen. Neben den genannten konkreten Beispielen hat die vielfältig einsetzbare Plattformtechnologie großes Potenzial für weitere Anwendungen in sehr unterschiedlichen Bereichen der Medizintechnik und Sensorik.

Der Photonik Inkubator wurde im August 2013 in Göttingen gegründet. Der Inkubator („Brutschrank“) unterscheidet sich von einem herkömmlichen Gründerzentrum durch die straffe Führung der Jungunternehmer. Bei diesem Ansatz stehen Ansprechpartner für Erfinder und Gründer bereit, um mit ihnen gemeinsam wissenschaftliche Entdeckungen zu neuen Produkten zu entwickeln und Ausgründungen vorzunehmen - immer mit dem Blick auf Zeit, Budget und Meilensteine. Das Konzept des Photonik Inkubators basiert auf dem bewährten Ansatz des Life Science Inkubators in Bonn.

Gefördert vom Bundesforschungsministerium und aus Mitteln des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur sucht das Photonik-Inkubator-Team weiterhin nach erfolgversprechenden Ideen. Das wissenschaftliche Potenzial eines Vorhabens, dessen Marktchancen, die Patentsituation und die Eignung des Forscherteams fließen in die Begutachtung ein. Für Projektideen gibt es im Laser-Laboratorium Göttingen Räumlichkeiten. Aufgrund der vorhandenen gerätetechnischen Einrichtungen finden die experimentellen Arbeiten im Projekt „FiberLab“ aber in Goslar statt; die Betreuung des Vorhabens erfolgt durch die Projektmanager in Göttingen.

Kontakt:

TU Clausthal
Pressesprecher
Christian Ernst
Telefon: +49 5323 72-3904

E-Mail: christian.ernst@tu-clausthal.de

Rotes Laserlicht in einem Labor von Fraunhofer

Anna Lena Baumann, Professor Wolfgang Schade, Christian Waltermann und Philip Gühlke (von links) arbeiten mit optischen Fasern, in die Sensoren integriert sind. Die Technologie wird in der Medizin- sowie Erdöl- und Erdgastechnik angewendet. Fotos: HHI