Optimierte Versandkartons: TU an Projekt beteiligt

Kalefeld. Drei Partner aus drei Landkreisen - ein gemeinsames Projekt: Auf diese Kurzformel lässt sich eine Kooperation bringen, die Ende Mai in Kalefeld besiegelt worden ist. Die Opitz Maschinentechnik GmbH, die TU Clausthal und die Universität Göttingen entwickeln gemeinsam ein vollautomatisiertes Verfahren zur wirtschaftlichen und ressourcensparenden Optimierung von Versandverpackungen.

Initiiert wurde das innovative Projekt durch die Technologieberatung des Südniedersachsen-Innovationscampus (SNIC). Das Bundeswirtschaftsministerium fördert die damit verbundenen Kosten im Rahmen der Zentralen Innovationsförderung Mittelstand (ZIM) bis Ende 2019 zu 45 Prozent.

Worum genau geht es? Der patentierte Volumen-Reduzierer Vario 558 der Firma Opitz Maschinentechnik schneidet den Versandkarton vollautomatisch auf die minimal benötigte Höhe ein und versiegelt ihn. So entfallen Einkauf und Lagerung von verschiedenen Kartongrößen sowie der Personal- und Arbeitsaufwand. Bei einigen Waren ist die Beigabe von Luftpolsterfolie für einen sicheren Versand jedoch unerlässlich.

Hier kommen die Kooperationspartner ins Spiel: Um die Menge des Füllmaterials zu optimieren, wird per Scanner ein komplettes 3D-Bild der im Karton enthaltenen Ware erstellt. Das Know-how stammt vom Lehrstuhl für Waldinventur und Fernerkundung an der Forstwissenschaftlichen Fakultät der Universität Göttingen, der von Professor Christoph Kleinn geleitet wird. Anhand dieses 3D-Bildes wird die optimale Befüllung der Endverpackung berechnet - den entsprechenden Algorithmus liefert die Arbeitsgruppe Diskrete Optimierung am Institut für Angewandte Stochastik und Operations Research der TU Clausthal unter Leitung von Professor Stephan Westphal. Das Industrieunternehmen baut in der Folge einen Roboter, der die Folie anhand der berechneten Informationen vollautomatisiert in den jeweiligen Versandkarton eingelegt.

Das Projekt birgt jedoch einige Herausforderungen: „Die Besonderheit ist, dass Luftpolsterfolie nicht starr, sondern elastisch ist“, erklärt Westphal. Zudem befüllt der Roboter die unterschiedlichen Verpackungen im Vier-Sekunden-Takt. „Wir müssen also nicht nur eine gute, sondern auch eine schnelle Lösungen finden“, betont der Clausthaler Professor. Während Packungsprobleme in seinem Fachbereich zu den Klassikern gehören, erscheint die Beteiligung der Göttinger Forstwissenschaftler auf den ersten Blick überraschend. „Wir setzen die verwendete Scan-Technologie für die Lufterkundung von Wäldern ein“, berichtet Dr. Lutz Fehrmann. Dass diese nun bei der Optimierung von Versandverpackungen zum Einsatz kommt, sei dem SNIC zu verdanken. Denn auf der Suche nach Partnern, mit denen Opitz Maschinentechnik das Projekt umsetzen kann, tauschte sich SNIC-Technologieberater Dr. Peter Oswald (WiReGo) mit SNIC-Innovationsscout Dr. Bettina Otto (Universität Göttingen) aus. Sie durchforstet mit ihren Kollegen die Hochschulen der Region nach wirtschaftlich verwertbaren Forschungsergebnissen. Ihr Gedanke: „Wenn die Technologie bei Bäumen funktioniert, funktioniert sie auch bei Kisten.“

„Das ist ein Musterbeispiel für eine ganzheitliche Technologieberatung und einen gelungenen Wissenstransfer in die Wirtschaft“, freut sich Detlev Barth, Koordinator der SNIC-Technologieberatung. Für die 2002 gegründete Maschinentechnikfirma würde ein Erfolg des Projekts einen Entwicklungsschub bedeuten, führte Geschäftsführer Günther Opitz aus: „Der Roboter wäre weltweit einzigartig.“ Bereits jetzt gebe es Nachfragen für einen globalen Vertrieb. Bislang vertreibt das 36 Beschäftigte umfassende Unternehmen seine Maschinen in Deutschlands sowie im deutschsprachigen Ausland, den Benelux-Staaten sowie Frankreich und Polen.

Kontakt:

Südniedersachsen-Innovationscampus (SNIC)


Florian Renneberg


Telefon: +49 551 3921 740


E-Mail: florian.renneberg@snic.de

Professor Stephan Westphal (TU Clausthal) unterschreibt im Beisein von (v. l.) Dr. Nils Nölke (Uni Göttingen), Günther Opitz von der Maschinentechnik GmbH, SNIC-Technologieberater Dr. Peter Oswald und Dr. Lutz Fehrmann (Göttingen) den Vertrag. Foto: SNIC