NTH: Erste Bilanz gezogen, Sitz feierlich übergeben

Braunschweig. Der Prozess ist noch im Gange, aber der Mehrwert der Niedersächsischen Technischen Hochschule (NTH) ist schon heute für alle drei Mitgliedsuniversitäten sichtbar. Dies ist auf einem Symposium und Festakt mit 300 Gästen - darunter zahlreiche Clausthaler - an der TU Braunschweig deutlich geworden. Anlass war die Übergabe des NTH-Sitzes nach zwei Jahren von Braunschweig an die TU Clausthal.

Sinkende Staatszuschüsse auf der einen Seite und härterer Wettbewerb auf der anderen hätten unter den technischen Universitäten mit ihren teuren Ausrüstungen zu verschiedenen Formen der Zusammenarbeit geführt. Eine innovative Variante darunter sei die NTH, die Allianz der TU Braunschweig, der TU Clausthal und der Leibniz Universität Hannover, sagte Professor Thomas Hanschke. Clausthals Uni-Chef hat am 1. Januar 2011 den Vorsitz im NTH-Präsidium von seinem Braunschweiger Kollegen Professor Jürgen Hesselbach übernommen. Charakteristisch für alle Hochschul-Kooperationen ist nach Hanschkes Worten, dass sie nicht mehr traditionelle Fachdisziplinen in den Mittelpunkt rücken, sondern gesellschaftlich und wirtschaftlich relevante Themen wie etwa Energie, Umwelt oder Mobilität. „Wir haben die NTH nicht aus Größenwahn gegründet, sondern aus der Not“, unterstrich Professor Hesselbach.

Auch Uni Leoben geht Weg der Kooperation

Auch in den Niederlanden (3TU) und in Österreich (TU Austria) bilden technische Universitäten Partnerschaften. Vertreter beider Länder stellten ihre Bündnisse auf dem NTH-Symposium vor. „Es ist etwas anderes, wenn die TU Austria dem Minister einen Brief schreibt oder eine einzelne Hochschule.“ So sieht es Professor Wolfhard Wegscheider, Präsident der TU Austria und Rektor der Montanuniversität Leoben. Die Hochschule aus der Steiermark, die sich mit der TU Wien und der TU Graz arrangiert, ist in Größe und Ausrichtung mit der TU Clausthal vergleichbar.

Kooperation ja, Fusion nein - dies ist auf der Veranstaltung in Braunschweig mehrfach betont worden, beispielsweise von Professor Dagmar Schipanski. Das NTH-Präsidiumsmitglied regte an, weitere Fächer unter das Dach der NTH zu holen, etwa die Geisteswissenschaften: „Der Interdisziplinarität gehört die Zukunft.“ Außerdem wünschte sich Frau Schipanski, das Land möge mehr Entscheidungskompetenz an die NTH abgeben.

„Mehr Rechte und mehr Freiheiten?“, nahm Wissenschaftsministerin Professor Johanna Wanka das Thema auf, „ich bin gerne bereit, in Verhandlungen darüber zu treten.“ Ihrerseits erhofft sich die Ministerin, dass die NTH in Zukunft in der Lehre mehr gemeinsame Promotions- und Masterstudiengänge anbietet. Auch die Studierenden sollen etwas von dem Verbund haben. In der Forschung hat die NTH ein Dutzend Projekte auf den Weg gebracht und bei der Exzellenzinitiative vier Anträge gestellt. Exzellenz sei sehr wichtig, aber nicht alles, verwies Professorin Wanka auf die starke bundesweite Konkurrenz.

Größere Verbundenheit als Ziel

Auch Professor Hanschke äußerte sich zu den Perspektiven des Hochschulverbundes: „Wir haben uns für die nächsten zwei Jahre vorgenommen, die vielfältigen Kompetenzen und Charaktere in der NTH intelligent zu verseilen, so wie man es mit den Litzen eines Drahtseils macht, um eine noch größere Tragfähigkeit in wissenschaftlicher wie in kollegialer Hinsicht zu erzielen.“ Da die Clausthaler das Drahtseil erfunden haben, dürften die Partner darauf vertrauen, „dass wir das mit der Verbundenheit hinbekommen werden“, so Hanschke.

Zu welcher Hochstimmung die Kooperation von Braunschweigern, Clausthalern und Hannoveranern bereits nach zwei Jahren führen kann, offenbarte der Schlussakkord des Festaktes. Musiker aller drei Universitäten traten erstmals als NTH-Orchester auf die Bühne und verdienten sich mit dem Soundtrack „Star Trek“ den größten Applaus des Publikums.

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Gelöste Stimmung im Audimax der TU Braunschweig: Wissenschaftsministerin Johanna Wanka verfolgt die Staffelübergabe von Professor Jürgen Hesselbach (r.) an Professor Thomas Hanschke, links Professor Erich Barke aus Hannover.