Niedersachsens Energieforscher setzen mit „Goslarer Verlautbarung“ Signal

Goslar/Clausthal-Zellerfeld. Mit der sogenannten Goslarer Verlautbarung haben Niedersachsens führende Köpfe auf dem Feld der Energieforschung ein Achtungszeichen in der Klimadebatte gesetzt. Weitgehend unter Federführung von Professor Hans-Peter Beck, Vizepräsident für Forschung und Hochschulentwicklung der TU Clausthal, veröffentlichten sie am vergangenen Wochenende im Rahmen der „1. Goslarer Pancket-Gespräche“ einen Leitfaden zur Energieproblematik. Darin werden die Industrieländer aufgefordert, umzudenken und eine Vorreiterrolle in Hinblick auf nachhaltige, klimafreundlichere Energiesysteme zu übernehmen. Als mögliche Option wird auch die Kernenergie nicht ausgespart.

In ihrer vierseitigen Erklärung streben die Verfasser eine rapide Verminderung der vom Menschen verursachten Treibhausgase an. So soll der Emissionswert, ausgehend vom Stand 1990, bis zum Jahr 2050 um 80 Prozent reduziert werden. Fünf Maßnahmen werden genannt, um innerhalb parteiübergreifender Ansätze das Ziel zu erreichen. Erstens: Die vorhandene Energie soll sparsamer und effizienter genutzt werden. Zweitens: Regenerative Stromerzeugung, etwa durch Biomasse, Wind und Sonne, muss verstärkt werden. Drittens: Die Kernkraft wird als eine Möglichkeit zur kohlendioxidfreien Energieerzeugung betrachtet. Und schließlich viertens und fünftens: Die Entwicklung kohlendioxidfreier Kohlekraftwerke sowie effizienterer Energiespeichertechniken soll vorangetrieben werden.

Von führenden niedersächsischen Universitäten unterzeichnet

Unterzeichnet ist die Verlautbarung von der Lenkungsgruppe des in Gründung befindlichen Energie-Forschungszentrums Niedersachsen (EFZN). Das heißt, neben Professor Beck haben die Professoren Hans-Jürgen Appelrath (Universität Oldenburg), Ernst Gockenbach (Leibniz Universität Hannover), Michael Kurrat (TU Braunschweig) sowie Wolfgang Lücke (Universität Göttingen) inhaltlich mitgewirkt. Als Fazit formulieren die Wissenschaftler: Bis 2050 ist unter ökologischen und ökonomischen Gesichtspunkten sowie aus Gründen der Versorgungssicherheit eine zur Hälfte zentrale und zur anderen Hälfte dezentrale elektrische Energieproduktion anzustreben.

In Erläuterung des Papiers wies Professor Beck darauf hin, dass die verstärkte Nutzung regenerativer Energien den Strompreis nicht verringern werde. Dies müsse der Bevölkerung im Rahmen einer Aufklärungskampagne vermittelt werden. Und was das weitere Nutzen der Kernkraft anbetrifft, „gilt es, dass noch nicht gelöste Problem der Entsorgung hochradioaktiver Abfälle in den Griff zu bekommen“, so der Clausthaler Forscher. Dr. Klaus-Dieter Maubach, Chef der E.ON Energie AG, Ehrengast der Veranstaltung und Gastdozent an der TU Clausthal, betonte: „Wir dürfen die Kernenergie und die regenerativen Energien nicht gegeneinander ausspielen; wie brauchen sie beide als Beitrag zur Unabhängigkeit und Versorgungssicherheit.“

Goslar will Metropole in der Energieforschung werden

Die Stadt Goslar möchte mit Unterstützung der TU Clausthal und dem zukünftigen EFZN zur Energie-Metrople in Niedersachsen werden. Nach der Eröffnung eines Technologie- und Gründerzentrums im vergangenen Juni waren die „1. Goslarer Pancket-Gespräche“, mit der von ihnen ausgehenden Goslarer Verlautbarung, die mögliche Aufgabenfelder des EFZN vorzeichnet, ein weiterer Schritt in diese Richtung. Ein Meilenstein in der angestrebten Entwicklung soll am 7. Dezember 2007 die symbolische Grundsteinlegung für das Energie-Forschungszentrum Niedersachsen in Goslar durch Ministerpräsident Christian Wulff sein.

Die "Goslarer Verlautbarung" ist im Wortlaut zu finden unter:

www.efzn.de/uploads/media/Goslarer_Verlautbarung_2007.pdf<a/> <p> Kontakt: <br/> TU Clausthal <br/> Pressereferent <br/> Christian Ernst <br/> Telefon: 05323 - 72 3904 <br/> E-Mail: christian.ernst@tu-clausthal.de </p>

Die Professoren Hans-Peter Beck (TU Clausthal), Hans-Jürgen Appelrath (Universität Oldenburg) und Michael Kurrat (TU Braunschweig) bei den "1. Goslarer Pancket-Gesprächen".