Neue Veranstaltungsreihe: Interkulturelle Lehre

Clausthal-Zellerfeld. „Lehre gut und rede darüber!“ lautet das Motto der regelmäßigen Abendveranstaltung des Zentrums für Hochschuldidaktik (ZHD) der TU Clausthal. Dies galt auch für den Auftakt zur neuen ZHD-Reihe „Interkulturelle Lehre“. Rund 20 Teilnehmende informierten sich im Seminarraum des Simulationswissenschaftlichen Zentrums über die chinesische Lehr- und Lernkultur.

Mit Dr. Jörg Schröder referierte ein ausgewiesener China-Kenner aus dem Internationalen Zentrum Clausthal (IZC). In seinem Vortrag „Schulische Sozialisation und Bildungshintergrund chinesischer Studierender“ stellte er kulturelle Unterschiede mit einem Schwerpunkt auf der chinesischen Lehr- und Lernkultur vor. Mit mehr als 450 Studierenden kommt die größte internationale Gruppe an der TU Clausthal aus China. Jeder zehnte Studierende in Clausthal stammt quasi aus China. Dr. Schröder verwies zunächst auf die schulische Sozialisation und den Bildungshintergrund chinesischer Studierender, die Problematik deutsch-chinesischer Kulturstandards und Lernbiografien bzw. Lernstile. Insbesondere das 12-jährige chinesische Schulsystem, welches extrem leistungsorientiert und durch repetitives Lernen geprägt ist, nötigte der Zuhörerschaft Respekt ab. „Mit dem Ergebnis der Gaokao-Abschlussprüfung entscheidet sich die weitere Bildungsbiografie“, so der Referent. Die dort erreichte Punktzahl steuert den Zugang zu Studienfächern und Hochschulen.

Dr. Schröder beendete seinen kurzweiligen, mit anschaulichen privaten und beruflichen Anekdoten gespickten Vortrag mit Ausführungen zur Motivation chinesischer Studierender zu einem Studium im Ausland und den daraus resultierenden Problemen im Uni-Alltag an der ausländischen Hochschule. Dabei betonte er, dass die meisten Probleme durch fehlende Sprachkenntnisse sowie unterschiedliche Hochschul- und Diskussionskulturen entstünden: „Vieles, was wir beispielsweise im E-Mailverkehr als unhöflich empfinden, ist tatsächlich aus chinesischer Perspektive freundlich und zuvorkommend gemeint.“

Auch die anschließende Diskussion zeigte, dass nicht nur für den Umgang mit chinesischen, sondern mit allen Studierenden folgende Maxime für die Lehrenden gelten sollte: Verwende eine direkte, verbindliche Sprache mit klaren Aussagen und Arbeitsanweisungen. Dadurch können viele Missverständnisse bereits im Ansatz vermieden werden.

Die TU Clausthal wird durch ihre Internationalität geprägt. Die damit verbundene interkulturelle Vielfalt ist eine große Bereicherung, stellt aber zugleich eine Herausforderung dar. Denn die aus vielen Kulturen bestehende Studierendenschaft wird von ebenso vielen unterschiedlichen Lehr- und Lernkulturen geprägt. Lehrende und Lernende müssen für diese Vielfalt sensibilisiert werden. In der neuen ZHD-Veranstaltungsreihe „Interkulturelle Lehre“ werden Lehr- und Lernkulturen vorgestellt und verschiedene Aspekte interkultureller Lehre betrachtet. Die Veranstaltungsreihe wird im Wintersemester fortgesetzt.

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Dr. Jörg Schröder referierte beim Auftakt der neuen Veranstaltungsreihe über das Thema „Schulische Sozialisation und Bildungshintergrund chinesischer Studierender“. Fotos: Stk, ZHD