Montanhistorie: Fokus auf Wasserwirtschaft gerichtet

Clausthal-Zellerfeld. Bergbaugeschichte stößt in der Harz-Region weiter auf reges Interesse. Mit annähernd 100 Teilnehmenden hat das montanhistorische Kolloquium zum inzwischen neunten Mal stattgefunden. Das Thema in der Aula der TU Clausthal bei der diesjährigen Auflage lautete „die Wasser hoch halten”.

In Hinblick auf die montane Wasserwirtschaft und ihre Folgenutzung richteten die beiden Organisatoren – das Institut für Bergbau der TU Clausthal und das Weltkulturerbe Rammelsberg – den Fokus nicht nur auf den Harz. „Wir konnten auch Referenten aus anderen europäischen Bergbauregionen mit ähnlich spannenden wasserwirtschaftlichen Entwicklungen gewinnen”, freute sich Professor Oliver Langefeld bei der Begrüßung. Erwähnt seien das sächsische Erzgebirge, Pribram in Mittelböhmen, Banska Stiavnica (Schemnitz) in der heutigen Slowakei oder Kongsberg in Südnorwegen sowie Beispiele aus dem Alpenraum. „Ein besonders spannendes Kapitel ist der zwischen den Revieren stets erfolgte Technologietransfer”, so Langefeld.

Im Harz sowie in den genannten europäischen Regionen bildete die potenzielle Energie des Wassers für den Bergbau jahrhundertelang die einzige effektive Kraftquelle. Insbesondere der unter starken Wasserzuflüssen leidende Gangerzbergbau erforderte eine ausgeklügelte Wasserhaltung, gemäß dem Prinzip „Wasser durch Wasser heben”. Überall dort, wo es keine Kohle zum Betrieb von Dampfmaschinen, aber fließendes Wasser und Gefälle gab, blieben Wasserräder bis weit ins 19. Jahrhundert die Universalmotoren des Montanwesens. Um den steigenden Bedarf an Kraftwasser zu decken, entwickelten sich ausgedehnte Wasserwirtschaftsanlagen, von denen bis heute vor allem Stauteiche und Gräben zeugen. Im Oberharz machen diese Einrichtungen einen wesentlichen Bestandteil des UNESCO-Welterbes aus. Zu verschiedenen Orten dieses Welterbes standen am zweiten Tag der Tagung drei geplante Exkursionen zur Auswahl und zusätzlich organisierte Dr. Wilfried Ließmann noch drei Touren.

Erstmals hatte es das montanhistorische Kolloquium 2009 gegeben. Bis auf eine Ausnahme im vergangenen Jahr trafen sich die Teilnehmer seither jährlich, um sich über die Geschichte des Bergbaus auszutauschen. Das erste der Kolloquien hatte an der TU Clausthal aus Anlass des 175-jährigen Jubiläums der Drahtseil-Erfindung durch Oberbergrat Albert stattgefunden. Auch die folgenden Tagungen waren Publikumsmagnete. Erinnert sei an Anlässe wie „100 Jahre nach dem Ende des Silberbergbaus in St. Andreasberg” (2010) oder der Rückblick „20 Jahre nach der Einstellung des Erzbergwerks Grund” (2012).

„Geistiger Vater dieser Veranstaltungsreihe, die sowohl Fachleute als auch interessierte Freunde des Montanwesens anspricht, war der leider viel zu früh verstorbene Bergarchivar und Bergoberrat Dr. Wolfgang Lampe”, erinnern Professor Langefeld und Dr. Ließmann im Vorwort zum Tagungsband. Bei der aktuellen Auflage hatten sich viele in die Ausrichtung des Kolloquiums eingebracht, die von Julius Bauermeister (Institut für Bergbau) koordiniert wurde.

 

Kontakt:
TU Clausthal
Pressesprecher
Christian Ernst
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Die montane Wasserwirtschaft und ihre Folgenutzung standen beim 9. montanhistorischen Kolloquium im Mittelpunkt. Foto: Hoffmann