Der Granatapfelbaum hat einen ganz besonderen Saft: Er kann seine Farbe von zitronengelb über orange und rot bis zu einem tiefen Schwarz mehrfach verändern und ist wahlweise sogar magnetisch - und das in Abhängigkeit von Licht und Luft. Dieser Inhaltsstoff ist biologisch und chemisch einzigartig und wird von Chemikern den Alkaloiden zugeordnet. Das ist eine biologisch sehr wichtige und hochinteressante Verbindungsklasse, zu der auch das Nikotin oder das Coffein gehören. In der Natur setzen Pflanzen Alkaloide oft zur Verteidigung gegen Fressfeinde ein.
Alexander Wolff und Daniel Zaremba haben während des letzten halben Jahrs diesen Stoff des Granatapfelbaums im Labor des Diplomanden Markus Topp mit chemischen Methoden ?nachgekocht'. Dabei veränderten sie dessen chemischen Aufbau und versuchten die Fragen zu klären: Wie kann dieser Stoff aus den elementaren chemischen Bausteinen neu zusammengesetzt werden? Welche Zusammenhänge existieren zwischen seiner chemischen Struktur und seinen außergewöhnlichen Eigenschaften? Ihre intensive Beschäftigung mit diesen Fragen hat ihnen neben wissenschaftlichen Erkenntnissen aber vor allem eins gezeigt: Chemie ist spannend und macht Spaß!
Die Robert-Bosch-Stiftung fördert mit ihrem Programm „NaT-Working“ die Zusammenarbeit von Schulen mit Universitäten, um junge Leute für Naturwissenschaften und Technik zu begeistern. Sie finanzierte auch dieses Angebot, das den beiden Schülern ihre ersten Forschungen ermöglichte. Das Angebot ist Teil des Projekts „Vom Naturstoff zur technischen Anwendung“ und wird von PD Dr. Schmidt durchgeführt. Die beteiligten Partnerschulen sind das Gymnasium „Robert-Koch-Schule“ in Clausthal, das Christian-von-Dohm-Gymnasium in Goslar und das Tilmann-Riemenschneider-Gymnasium in Osterode. Das Projekt steht jedoch auch allen anderen Schulen offen.
Nicht nur die Grundlagenforschung nahe zu bringen, sondern auch den Weg einer wissenschaftlichen Erkenntnis hin zu einer neuen Anwendung zu veranschaulichen, liegen Schmidt am Herzen. „Durch die enge Verzahnung zum Beispiel der Chemie mit den Materialwissenschaften lernen die Schüler den komplizierten Weg eines Forschungsergebnisses bis hin zu einem neuen Material kennen“, erklärt Schmidt. Durch die enge Zusammenarbeit der einzelnen Disziplinen eigne sich die TU Clausthal dafür besonders gut. Axel Franke, Lehrer am Gymnasium „Robert-Koch-Schule“ in Clausthal, bekräftigt: „Die Schüler lernen, dass Biologen, Chemiker und Ingenieure wie Musiker in einem Orchester zusammenspielen müssen: Sie müssen aufeinander hören, ein Thema aufgreifen und die Melodie fortführen. So sind die Naturwissenschaften für unsere Schüler attraktiv, lebendig und begeisternd.“
Kontakt:
PD Dr. Andreas Schmidt
Technische Universität Clausthal
Institut für Organische Chemie
Leibnizstraße 6
38678 Clausthal-Zellerfeld
Tel.: 05323 - 72 3861
Email: schmidt@ioc.tu-clausthal.de
Internet: www.ioc.tu-clausthal.de Link: „Schülerpraktikum“)