Glücksfall, 100-jährige Erfolgsgeschichte, ein Paradebeispiel für die Symbiose von Wissenschaft und Wirtschaft: Beim Festsymposium zum 100-jährigen Bestehen des Vereins von Freunden (VvF) mit 180 Gästen in der Aula Academica ist dessen großes Engagement für die Harzer Universität gewürdigt worden. Viele Millionen sind seit der Gründung des Vereins im Jahr 1921 zur Förderung derHochschule und ihrer akademischen Jugend gespendet worden. „Derzeit liegt das Beitragsaufkommen unseres 1500 Mitglieder zählenden Vereins bei etwa 70.000 Euro jährlich“, sagte der Vorsitzende Ulrich Grethe bei der Eröffnung. Ziel des VvF sei es, die Verbindung zwischen den Absolvent:innen und der Hochschule aufrecht zu erhalten und im Gegenzug die Universität an verschiedenen Stellen zu unterstützen.
In Corona-Zeiten Studierende finanziell unterstützt
Neben der Staatssekretärin aus dem niedersächsischen Wissenschaftsministerium, Dr. Sabine Johannsen, und dem Staatssekretär aus dem Ministerium für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung, Matthias Wunderling-Weilbier, war es insbesondere der Präsident der TU Clausthal, der das Wirken des Vereins von Freunden lobend Revue passieren ließ. „Vielen Dank für die nimmermüde, ehrenamtliche und gemeinnützige Arbeit“, sagte Prof. Joachim Schachtner und nannte Beispiele für herausragende Förderungen. So brachte sich der Verein Ende der 1920er-Jahre in den Bau der Aula mit Schwimmhalle sowie des Chemischen und des Maschinentechnischen Instituts ein. Ende der 1950er-Jahre sicherten „die Freunde“ frühzeitig Grundstücke im Feldgrabengebiet, dem Kern des heutigen Campus. Diese Weitsicht begünstige in den 1960er-Jahren den Ausbau der Bergakademie zur Technischen Universität. In jüngerer Zeit hat der Verein etwa Studierenden geholfen, die aufgrund von Corona in Not gerieten. Zudemwird das intensivierte Marketing der TU über mehrere Jahre per spürbarem Betrag unterstützt.
Der Verein selbst beließ es an seinem Geburtstag nicht dabei, Glückwünsche zu empfangen, sondern diskutierte in hochkarätiger Runde die Herausforderungen der Industrie auf dem Weg zur Klimaneutralität und einer Circular Economy. Die Circular Economy, die ressourceneffiziente Kreislaufwirtschaft, ist zugleich das Leitthema der Universität. „Die Industrie steht vor dem größten Transformationsprozess der Nachkriegszeit. Diesen Zukunftsfragen stellt man sich an der TU Clausthal mit großer Ernsthaftigkeit“, sagte der VvF-Vorsitzende Grethe. Er zählte mit Staatssekretärin Johannsen, Staatssekretär Wunderling-Weilbier, Sabine Nallinger von der Stiftung KlimaWirtschaft und Professor Thomas Turek von der TU Clausthal zu den Teilnehmenden der Podiumsdiskussion.
Mehr Agilität, weniger Bürokratie
In der Debatte, von Tanja Föhr kurzweilig moderiert, ging es etwa um Versorgungssicherheit, steigende Energiepreise und Inflation. Europa hat sich im „Green Deal“ zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2050 klimaneutral zu sein. „Die Grundlagenforschung ist schon sehr weit, aber wir müssen die Umsetzung in die Praxis, den Transfer von der Wissenschaft in die Wirtschaft, schneller hinkriegen“, betonte Frau Johannsen. Ziel müsse es sein, dass Klimaneutralität zum Wettbewerbsvorteil wird, bekräftigte die Stiftungsvorsitzende Nallinger und prophezeite: „Unternehmen, die den Weg der Klimaneutralität nicht mitgehen, werden weltweit keinen Platz mehr finden.“ Die Salzgitter AG ist Vorreiter bei der Umstellung von grauen auf grünen Stahl, sagte Grethe. Der Vorsitzende der Salzgitter Flachstahl GmbH erinnerte an das Tempo, mit dem derzeit Flüssiggasterminals vorangetrieben werden: „Wenn es gelingt, mit dieser Geschwindigkeit weiterzumachen, dann hat der Transformationsprozess der Industrie eine Chance.“ Mehr Agilität, weniger Bürokratie, dieses Credo unterstich auch Prof. Turek. Um Klimaneutralität erreichen zu können, müsste aber nicht nur auf erneuerbare Energien umgestellt werden, sondern insbesondere Energie eingespart und Prozesse effizienter gestaltet werden. Wunderling-Weilbier hob das Zusammenspiel von Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft hervor, um die Energiewende umzusetzen und warb für den Ansatz der TU Clausthal.
Im Schlusswort zur Veranstaltung, die vom VvF und dem Aulamanagement reibungslos organisiert wurde, sagte Prof. Schachtner. „Wichtig ist, dass wir nach vorne schauend diskutieren, die Chancen sehen und verschiedene Perspektiven in unsere Lösungsansätze einbeziehen.“ Vereinsvorsitzender Grethe stellte in seinem Fazit heraus: „Der Weg in Richtung Klimaneutralität ist unumkehrbar.“
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