Der 70-jährige Forscher von der Technischen Universität Clausthal wird damit für sein frühes und großes Engagement für das materialwissenschaftliche Diffraktometer STRESS-SPEC an der Forschungs-Neutronenquelle (FRM II) in Garching bei München sowie am Heinz Maier-Leibnitz Zentrum (MLZ) ausgezeichnet.
Die Textur, also wie die Orientierung der kristallinen Teile eines Festkörpers verteilt ist, zieht sich durch das gesamte wissenschaftliche Leben von Heinz-Günter Brokmeier. Bereits in seinem Studium an der TU Clausthal bestimmte er die Textur von Salzen im ehemaligen Salzbergwerk Asse, das damals als Lager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle untersucht wurde. Laudator und MLZ-Direktor Prof. Martin Müller kennt Brokmeier aus seiner Zeit am Geesthachter Forschungsreaktor FRG-1, an dem Brokmeier zwei Neutroneninstrumente zur Texturbestimmung aufbaute und betrieb. „Der weiße Bart damals passte sehr gut zu meinem Bild von einem richtigen Neutronenforscher und Professor“, sagte Müller bei der Preisverleihung.
Früher Einsatz von Robotik
Ende der 1990er-Jahre goss Brokmeier seine gesammelte Erfahrung aus Geesthacht und bei einem weiteren Instrumentaufbau im russischen Dubna in das Diffraktometer STRESS-SPEC. Das Neutroneninstrument mit der damals einmaligen Kombination von Möglichkeiten zur Eigenspannungs- und Texturbestimmung begleitete er zunächst am ehemaligen Hahn-Meitner-Institut in Berlin und dann später nach dem Umzug an den FRM II. In den weiteren Jahren sorgte der Clausthaler (Institut für Werkstoffkunde und Werkstofftechnik) dafür, dass sich das STRESS-SPEC ständig weiterentwickelte und weltweit zu den führenden Geräten seiner Art zählte. „Es ist der große Verdienst von Heinz-Günter Brokmeier, dass STRESS-SPEC sehr früh auf den Einsatz von Robotik gesetzt hat“, lobte Müller. Ein auf der Basis einer kontinuierlichen Weiterentwicklung der Methodik erreichter Meilenstein ist die Messung von Texturen mit einer Ortsauflösung unter 50 Mikrometern mit Neutronen.
Neutronen haben riesiges Potenzial
„Sehr überrascht“ war Brokmeier über die Auszeichnung und empfand sie gleichzeitig als eine „große Ehre“. In diese bezog er bei der Preisverleihung explizit das gesamte STRESS-SPEC-Team mit ein. In seiner Dankesrede betonte der Materialwissenschaftler, dass Industriekooperationen für seine Forschung an der TU Clausthal immer mit dazu gehörten. „Und die Neutronen spielten dabei eine wichtige Rolle: Sobald wir ein Problem mit ihnen lösen konnten, haben wir sie eingesetzt.“ Neutronen hätten ein riesiges Potenzial, vor allem in der zerstörungsfreien Untersuchung. Und dieses gelte es auch weiterhin auszunutzen, vor allem in der Texturbestimmung, gab Brokmeier, der seit 2019 im Ruhestand ist, allen Anwesenden mit auf den Weg.
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