Salz stellt man sich gemeinhin wie Kochsalz vor: Als einen Haufen weißer kristalliner Körnchen. Es gibt jedoch Salze, die, ohne in Wasser gelöst zu sein, unterhalb von 100°C flüssig sind: Sie werden Ionische Flüssigkeiten genannt. Ionische Flüssigkeiten bestehen nur aus positiv geladenen (Kationen) und negativ geladenen (Anionen) Teilchen. Sie wurden erstmals Anfang des 20. Jahrhunderts beschrieben, und man stufte diese Flüssigkeiten lange Zeit als Laborkuriosität ein. In den letzten fünf Jahren ist das Interesse an ihnen jedoch stark gestiegen: Beispielsweise hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) zu diesem Thema ein Schwerpunktprogramm eingerichtet, zu dessen Antragsstellern Professor Dr. Frank Endres von der TU Clausthal gehört.
Die außergewöhnlichen physikalischen Eigenschaften Ionischer Flüssigkeiten bieten noch kaum absehbare Möglichkeiten für die Chemie und die Materialwissenschaften: So kann man schon heute chemische Solarzellen produzieren, Metalle zum besseren Korrosionsschutz mit Aluminium beschichten oder maßgeschneidert Nano-Partikel aus Keramiken herstellen.
Auch für Niedertemperatur-Brennstoffzellen bieten Ionische Flüssigkeiten interessante Perspektiven.
Durch Abwandlungen des Verhältnisses von Anionen zu Kationen werden gegenwärtig eine Billion bis eine Trillion (10 hoch 12 bis 10 hoch 18) verschiedene Ionische Flüssigkeiten vorausgesagt. „Bei einer derartigen Vielfalt von Möglichkeiten ergeben sich wahrscheinlich für viele Jahre völlig neue Aspekte in der Chemie,“ meint Professor Endres. Auch großindustrielle Firmen wie Merck, BASF und Degussa haben sich dieses Zukunftsthemas bereits angenommen.
Das Ziel dieses internationalen 92. Bunsenkolloquiums ist, diese „außergewöhnlichen und vielversprechenden Flüssigkeiten auch in der Physikalischen Chemie bekannter zu machen“, wie Endres berichtet.
Über den Stand der Forschung werden international ausgewiesene Experten wie z. B. Professor Dr. Richard Compton von der University of Oxford, Professor Dr. Markus Antonietti vom Max-Planck-Institut für Kolloid- und -Grenzflächenforschung in Potsdam-Golm, Professor Dr. Andreas Heintz von der Universität Rostock und Professor Dr. Wolfgang Arlt von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg berichten.
Kontakt
Professor Dr. Frank Endres
Technische Universität Clausthal
Institut für Metallurgie
Robert-Koch-Str. 42
38678 Clausthal-Zellerfeld
Tel.: 05323 - 72 2768
Email: frank.endres@tu-clausthal.de
Internet: www.imet.tu-clausthal.de/bunsen92