Das Projekt „Energie- und Wasserspeicher Harz“ (EWAZ) hat ein Gesamtvolumen von 1,8 Millionen Euro und wird in den kommenden drei Jahren mit rund 1,6 Millionen Euro durch Fördermittel aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) sowie aus Landesmitteln finanziert werden. Frau Dr. Sabine Johannsen, Staatssekretärin im Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK), informierte sich über das Forschungsvorhaben anlässlich der Kick-off-Veranstaltung am 28. August auf dem EnergieCampus der TU Clausthal in Goslar. Zudem übergab sie die Bewilligungsbescheide.
Hintergrund des Projektes sind die Auswirkungen des Klimawandels im Harz, wie sie in den Jahren 2017 und 2018 aufgetreten sind. Erst traf die Region ein Jahrtausend-Hochwasser, darauf folgte eine Dürreperiode mit Minusrekorden beim Niederschlag. Jetzt erforschen die TU Clausthal, die TU Braunschweig sowie die Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften gemeinsam mit den Kooperationspartnern Harzwasserwerke und HarzEnergie, wie sich der Harz mit seinen multifunktionalen Aufgaben im Bereich der Wasserwirtschaft und des Energiesystems an den Klimawandel anpassen kann. Denn der Wasserspeicher Harz nimmt seit Jahrzehnten Aufgaben zum Hochwasser- und Niedrigwasserschutz sowie zur Trinkwasser- und regenerativen Energiebereitstellung wahr. „Auch an der TU Clausthal zählt Wasser zu den zentralen Themen, dessen historische Bedeutung für das Umfeld durch das Oberharzer Wasserregal nachhaltig dokumentiert ist. Heute beschäftigen wir uns in Lehre und Forschung mit Wasser als Ressource unter aktuellen Aspekten bis hin zum Einsatz von Wasserkraft, z.B. zum Betrieb von untertägigen Pumpspeichern für erneuerbare Energie“, so Professor Joachim Schachtner, Präsident der TU Clausthal.
Region Harz ist für ein derartiges Vorhaben prädestiniert
Das Projekt EWAZ ist nach einer wettbewerblichen Ausschreibung der EFRE-Innovationsrichtlinie des MWK ausgewählt worden. Das Thema lautete „Energieversorgung neu denken – Forschung und Entwicklung für eine ressourcen- und umweltschonende, zuverlässige und saubere Energieversorgung sowie intelligente Speicherung und Netzstrukturen“. Über drei Jahre wird der Harz nun in verschiedenen Arbeitsschritten untersucht. Meteorologische Klimaszenarien werden beleuchtet, Systemoptimierungen ermittelt und mögliche Verbesserungen im Kontext mit sozio- und ökonomischen Fragen bewertet. „Die Region Harz ist für ein derartiges Vorhaben, das sich aktuellen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Herausforderungen im Zusammenhang mit Klimawandel und Energiewende widmet, aufgrund seiner Geschichte und geologischen Gegebenheiten prädestiniert“, sagte Staatssekretärin Dr. Johannsen.
„Es stellt sich für die Harzwasserwerke und das Land Niedersachsen die Grundsatzfrage, wie der Wasserspeicher Harz zunächst im Westteil mittelfristig ertüchtigt werden muss, um seine vielfältigen Funktionen bei zunehmenden Extremwetterereignissen auch zukünftig verlässlich erfüllen zu können“, erläuterte Professor Hans-Peter Beck, der Leiter des Projektes. Durch den jahrhundertelangen Bergbau existieren im Harz eine Vielzahl von unterirdischen Stollen und Schächten, die zum Beispiel mit Talsperren verbunden werden können, um Wasser noch besser zu verteilen. Schon im Zuge der extremen Trockenheit im vergangenen Jahr haben die Harzwasserwerke das vernetzte System von Teichen und Gräben der Oberharzer Wasserwirtschaft, auch Wasserregal genannt, genutzt. Neben der Verbesserung bereits existierender Anlagen thematisiert das Projekt mögliche Neubauten und Erweiterungen von Talsperren.
Alleinstellungsmerkmal auf nationaler und internationaler Ebene
„Das Vorhaben adressiert mit der systemischen Betrachtung von Energie- und Wasseranwendungen die wissenschaftlichen Themengebiete der TU Clausthal“, sagte Dr. Jens zum Hingst, der stellvertretende Projektleiter. Die Kombination von Stoff und Energie (allgemein Power-to-X, hier X = Wasser) stellt schon lange einen Schwerpunkt an der Harzer Universität dar, der mit diesem Projekt weiter ausgebaut werden soll. Insbesondere erfolgt hier eine Zusammenarbeit der relevanten Forschungszentren EST (Forschungszentrum Energiespeichertechnologien) und CUTEC (Clausthaler Umwelttechnik Forschungszentrum) innerhalb der TU Clausthal. Das transdisziplinäre Projekt ist für die Harzregion von wirtschaftlicher Bedeutung und bietet ein Alleinstellungsmerkmal auf nationaler und internationaler Ebene zur Kopplung von Wasser und Energie.
Geplant ist, in spätestens zwei Jahren mit ersten praktikablen Lösungsvorschlägen an die Öffentlichkeit zu gehen. „Wir haben zu diesem stringenten Vorgehen in der Vergangenheit in dem ebenfalls öffentlich geförderten Projekt ,Pumpspeicher unter Tage‘ in Kooperation mit der HarzEnergie Erfahrungen gesammelt“, bekräftigte der damalige und heutige Leiter des Vorhabens. Das seinerzeit entwickelte untertägige Pumpspeicher-Kraftwerk konnte allerdings aus Kostengründen nicht gebaut werden. Dies könnte vor dem Hintergrund des Klimawandels und aus volkswirtschaftlicher Sicht betrachtet heute anders aussehen.
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