Innerhalb der Marktforschung liegt der Forschungsschwerpunkt von Thomas Niemand im Bereich „Digitales Marketing“. „Mich interessiert unter anderem, aus welchen psychologischen Motiven sich Konsumenten im Internetzeitalter in einer bestimmten Weise verhalten“, erklärt er. Warum nutzen Anwender beispielsweise zumeist kostenfreie Online-Angebote, obwohl Bezahlvarianten für einen überschaubaren Preis deutlich mehr bieten?
Um solchen primär psychologischen Fragestellungen nachzugehen, greift der Clausthaler Wissenschaftler methodisch auf Verfahren zurück, die immer einer bestimmten Verzerrung, dem Messfehler, unterliegen. Bei der statistischen Auswertung der gewonnenen Daten setzt die Forschung deswegen gegenwärtig auf so genannte Strukturgleichungsmodelle mit bisher wenig flexiblen, sondern universellen Grenzwerten.
Hier setzt der Fachartikel („Flexible cutoff values for fit indices in the evaluation of structural equation models“) von Juniorprofessor Niemand und Co-Autor Professor Robert Mai (Grenoble École de Management) an. Sie plädieren dafür, differenzierter vorzugehen und die Grenzwerte, die „Fit Indices“, je nach Größe und Art des Modells bzw. Stichprobenumfang anzupassen. Aus methodischer Sicht würden Modell und Theorie so genauer miteinander korrespondierten. Und es ließe sich besser erkennen, ob ein Modell eine gute Grundlage für eine Theorie ist oder nur aufgrund empirischer Gegebenheiten gut aussieht. In ihrem „Paper“ stellen die Autoren ein Kalkulationsmodell vor, das insbesondere Masterstudierenden und Promovierenden auf dem Gebiet der angewandten Forschung die Arbeit erleichtern kann.
„In der Wissenschaftsgemeinde wird der Fachartikel gut angenommen“, sagt Juniorprofessor Niemand. Bis es zur Veröffentlichung in dem angesehenen, englischsprachigen Journal kam, mussten der Clausthaler und sein Co-Autor allerdings einen langen Atem beweisen. Zwei Jahre sind von dem Zeitpunkt, als der Artikel fertig war, bis zum Abdruck vergangen. „Eine Publikation über Methoden, wie in unserem Fall, wird in den Journals eher selten aufgegriffen“, erläutert Niemand. In dem angewendeten Gutachterverfahren (Peer-Review) sei insbesondere einer der drei Experten sehr kritisch gewesen. Schließlich konnten sie aber alle drei Gutachter überzeugen. „Wir haben ein gutes Feedback bekommen und konnten unseren Beitrag so weiter optimieren“, freut sich der Jungwissenschaftler über den Erfolg. Bedanken möchte er sich auch beim Rechenzentrum der TU, von dem es für das Projekt viel dringend benötigte Rechenleistung gab.
Artikel „Flexible cutoff values for fit indices in the evaluation of structural equation models“
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