Internationales Jugendcamp zu Gast an der TU Clausthal

Clausthal-Zellerfeld. 80 Jugendliche aus acht europäischen und afrikanischen Nationen haben am 25. Juli die Technische Universität (TU) Clausthal im Rahmen des Programms eines internationalen Jugendcamps unter dem Obertitel „Globalisierung - Bedrohung oder Chance?“ besucht, zu dem die Stadt Salzgitter für die Zeit vom 20. Juli bis zum 31. Juli eingeladen hatte. Die TU Clausthal griff mit ihrem Kolloquium in der Aula dieses Thema aus regionaler Perspektive auf.

So trug eingangs die Historikerin Dr. Claudia Küpper-Eichas vor und stellte das Thema der Migration von Fachleuten am Beispiel des Harzer Bergbaus dar. Im 16. Jahrhundert waren kundige Bergleute so rar, dass sie gegenüber der Clausthaler Bergbehörde ihren Lohnforderungen Nachdruck verleihen konnten, indem sie mit Weggang drohten. Im Laufe der Jahrhunderte teilte sich das Feld der Qualifikationen auf. Als der Bergbau im 19. und frühen 20. Jahrhundert in eine große Krise geriet, zeigten die handwerklich ausgebildeten einfachen Arbeiter deutlich weniger Neigung als ihre Vorväter, der Arbeit hinterher zu ziehen. Als Grund wurde die „Heimatverbundenheit“ angeführt. Zur Erklärung des veränderten Verhaltens müsse aber auch berücksichtigt werden, so Küpper-Eichas, dass die Chancen der Arbeiter auf eine Anstellung in der Fremde nicht mehr so groß gewesen seien, wie die der frühen Fachkräfte. Übertragen auf die heutigen Verhältnisse resümierte die Historikerin: „ Je höher Sie sich qualifizieren, desto größer ist ihre Chance, fremde Länder kennen zu lernen.“



"Sehen Sie das Positive in den Anderen"



Die Tschechin Hana Zichová studiert an der TU Clausthal Wirtschaftsingenieurwesen und lebte kürzlich drei Monate in Peru, um für eine Diplomarbeit zu forschen. Sie schlug mit ihrem Erfahrungsbericht „Eindrücke aus den Ländern Tschechien, Deutschland und Peru“ den Bogen in die Gegenwart. „In Peru leben die sehr Reichen und die ganz Armen dicht an dicht nebeneinander, die Reichen aber hinter Zäunen und Absperrungen gesichert“, berichtet Zichová. In Deutschland und Tschechien seien die Unterschiede hingegen nicht so groß. Als Rat gab sie den internationalen Gästen mit: „Verurteilen Sie das Ihnen Unvertraute nicht mit Schwarz-Weiß Kontrasten, bemühen Sie sich das Positive zu sehen und - ganz wichtig - erlernen Sie die Landessprache. Sie ist die Brücke zum Verständnis.“



Umweltschäden durch früheren Bergbau können meist nur mit viel Aufwand und basierend auf dem neuesten Stand der Technik nachhaltig saniert werden. Diese Einsicht verdeutlichte den 80 Jugendlichen Dr. Klaus Maas vom Institut für Geotechnik und Markscheidewesen am Beispiel des aufgegebenen Kalibergbaus im Staßfurter Revier. Durch die Salzgewinnung entstanden Hohlräume, führte Maas aus. „Seit der Stilllegung und Flutung der Hohlräume im Jahr 1972 sind fortschreitende Destabilisierungsprozesse die Ursache für Senkungen und so genannte Tagesbrüche. Als Konsequenz mussten unter anderem zahlreiche Gebäude abgerissen werden.“ Gemeinsam mit vielen Partnern entwickelte das Institut für Geotechnik und Markscheidewesen ein Konzept, mit dem die Vorgänge der Destabilisierung modelliert und Prognosen ermöglicht werden sollen.



Mit Höchstleistung für internationale Menschenrechte



Alexander Poddey, Doktorand am Institut für Theoretische Physik, ist ein begeisterter Leistungssportler: Kürzlich nahm er an der Ironman Veranstaltung in Zürich teil. Außerdem engagiert er sich bei der Menschenrechtsorganisation Amnesty International. Den internationalen Jugendlichen in der TU-Aula berichtete er, wie er seine sportliche Leidenschaft mit seinem Engagement für Menschenrechte verbinden konnte, indem er seine Höchstleistungen bei der Amnesty-Aktion „ai in bewegung“ einsetzte.



Im Anschluss an das Kolloquium besuchten die Teilnehmer am Nachmittag das Clausthaler High-Tech Unternehmen Sympatec im Pulverhaus. Dr. Wolfgang Witt, Dr. Michael Rietschel und weitere Sympatec-Mitarbeiter führten die jungen Gäste durch das Haus. Sie sahen die offenen großzügigen Räume der Verkaufs- und Servicemitarbeiter und durften einen Blick in die Produktions- und Entwicklungsbereiche werfen. Etwa zwanzig Naturwissenschaftler und Ingenieure befassen sich dort mit der Entwicklung neuer Geräte zur Partikelmesstechnik vom Nano- bis in den Zentimeterbereich. Die jungen Leute kamen angesichts des schönen Gebäudes aus dem Staunen nicht mehr heraus, ließen sich mit Begeisterung vor den Kakteen, dem Wahrzeichen des Unternehmens, fotografieren, und betrachteten interessiert die Liste der Sympatec Niederlassung in aller Welt.



Der Vizepräsident der TU Clausthal für Studium und Lehre, Professor Dr. Thomas Hanschke hatte die Teilnehmer in seiner Begrüßung in der Aula ermuntert, sich mit kritischem Geist, lernbegierig und kreativ den Fragen unserer Zeit zuzuwenden. Die Kolloquiumsvorträge und die anschließende Firmenbesichtigung warfen aus verschiedenen Blickwinkel Licht auf die Frage „Globalisierung - Chance oder Bedrohung?“ und stärkten so die Motivation der Teilnehmer des internationalen Jugendcamps, aus ihrem Leben etwas zu machen.



Kontakt

Jochen Brinkmann

TU Clausthal

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Drei Teilnehmerinnen des internationalen Jugendcamps hinter den Wahrzeichen der Firma Sympatec.