Der geologische Untergrund, aufgeschlossen durch Bohrungen, wird künftig noch sehr viel stärker genutzt werden als dies bislang der Fall war. Zur Gewinnung von Wasser, konventionellem Erdöl und Erdgas sowie der Speicherung von Erdgas kommen neue Nutzungsmöglichkeiten hinzu. Beispiele sind die Gewinnung geothermischer Energie, die Speicherung von Druckluft und Wasserstoff, aber auch die Entwicklung unkonventioneller Erdgasvorkommen und der Aufschluss des Untergrundes über extrem lange Horizontalbohrungen. Die neuen Nutzungsmöglichkeiten stellen Anforderungen an Bohrtechnik, Sicherheit, Umweltschutz und Wirtschaftlichkeit, die bislang nicht abgedeckt sind. Die Bewältigung dieser Herausforderungen ist Gegenstand der Konferenz „Celle Drilling“, die am 12. und 13. September ihre Premiere erlebt und sich dauerhaft und regelmäßig dieser Zukunftsfrage widmen soll.
Die „Celle Drilling“ wird außer vom Verein GeoEnergy und dem niedersächsischen Forschungsverbund „gebo - Geothermie und Hochleistungsbohrtechnik“ zusammen mit der Deutschen Wissenschaftlichen Gesellschaft für Erdöl, Erdgas und Kohle (DGMK ), der International Association of Drilling Contractors (IADC), der Society for Petroleum Engineers, German Section (GSSPE) und dem Bundesverband Geothermie (GtV) durchgeführt.
Das Interesse der internationalen Fachwelt an Themen wie etwa neue Prozesse zur Gesteinszerstörung, neue Herstellungsverfahren für Tiefbohrungen, z.B. durch Endlosrohre, neue umweltverträglichere Materialien sowie dem Einsatz von künstlicher Intelligenz ist groß. Für die Konferenz sind mehr als 250 Anmeldungen von Vertretern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Behörden aus dem In- und Ausland eingegangen.
Mit der Einrichtung des Forschungsverbundes Geothermie und Hochleistungsbohrtechnik hat das Land Niedersachsen bereits im Jahr 2009 Weichenstellungen vorgenommen, insbesondere in der Bohrtechnologie zur Weltspitze aufzuschließen und Entwicklungen für das Erbohren heißer und harter Gesteinsschichten zu fördern. Der niedersächsische Forschungsverbund ist ein Vorhaben, in dem mehr als 40 Wissenschaftler der Universitäten Braunschweig Clausthal, Göttingen und Hannover, der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe und dem Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik im Geozentrum Hannover sowie dem Energie-Forschungszentrum Niedersachsen in Goslar zusammenarbeiten, um die Wirtschaftlichkeit geothermischer Energiegewinnung zu verbessern. Nur durch gezielte Technologieentwicklung lässt sich z.B. das im niedersächsischen Untergrund vorhandene geothermische Potenzial umfassend nutzen, ein erklärtes Ziel der Landesregierung. Die jetzt von der deutschen Bundesregierung beschlossene „Energiewende“ hat die durch Niedersachsen eingeschlagene Richtung in der Technologieförderung eindrucksvoll bestätigt.
Komplementär zum wissenschaftlich ausgerichteten Forschungsverbund haben sich die in Celle ansässigen Bohr- und Erdöl-Service-Unternehmen im Jahr 2010 zum Verein GeoEnergy Celle zusammengeschlossen, um Technologien, Standards und Infrastrukturen für die effiziente Erschließung und Nutzung des geologischen Untergrundes zu fördern sowie den Aufbau neuer Anwendungen und Märkte insbesondere im Bereich der regenerativen Energiequellen zu unterstützen. In der Zusammenarbeit mit gebo und weiteren durch das Land Niedersachsen geplanten Einrichtungen auf diesem Gebiet, z.B. dem Forschungszentrum Drilling Simulator, soll die Position von Celle als international anerkannter Standort für oberflächennahe und tiefe Bohrtechnik ausgebaut und im Sinne einer nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung gestärkt werden.
„Die ,Celle Drilling 2011' ist ein erstes Beispiel für die von gebo und GeoEnergy gepflegte Zusammenarbeit zwischen Forschung und Anwendung. In der öffentlichen und politischen Diskussion zur Sicherstellung einer sicheren Versorgung mit Energie kommen grundsätzliche technische und geowissenschaftliche Themen zur Nutzung des Potentials im Untergrund oft zu kurz“, so die Vorsitzende des Vereins GeoEnergy, Dr. Susanne Schmitt.
Die neue Konferenz soll deshalb „eine Plattform bieten für fachlich-interdisziplinären Austausch aktueller technischer und geowissenschaftlicher Aspekte in der Bohrtechnik, Schlüsseltechnologie für die Nutzung des Untergrundes“, erläutert der Leiter des Forschungsverbundes gebo, Professor Kurt Reinicke weiter. Zielgruppe sind Fachleute aus Hochschule und Industrie in den Bereichen Bohrtechnik und Geowissenschaften, Materialwissenschaften und Elektronik. Sie erhalten die Gelegenheit, neue Ergebnisse, Erkenntnisse und Methoden auf den genannten Gebieten vorzustellen und Kontakte zu knüpfen.
Auf dem Programm der Konferenz, die in der „Congress Union Celle“ stattfindet, stehen insgesamt 39 Vorträge. Außer aus Deutschland kommen die Referenten und Teilnehmer unter anderem aus Island, Italien, den Niederlanden, Norwegen, Österreich, Schweiz und den USA.
Kontakt:
Professor Kurt M. Reinicke
Institut für Erdöl- und Erdgastechnik
TU Clausthal
Telefon: (05323) 72 22 40
E-Mail: kurt.m.reinicke@tu-clausthal.de