International unterwegs für nachhaltige Mobilität

Clausthal-Zellerfeld. Wie bringt man Elektroautos auf die Straße? Das Ziel der Bundesregierung, hierzulande bis 2020 eine Million Elektroautos zu zählen, liegt in weiter Ferne. Welche Gründe es hierfür gibt und welche Weichen in vergleichsweise erfolgreichen Ländern, wie Frankreich und Norwegen, gestellt wurden, wird von Nachwuchswissenschaftlerinnen am Forschungszentrum Energiespeichertechnologien (EST) der TU Clausthal untersucht.

Die Ingenieurinnen Eglantine Kunle und Dr. Christine Minke haben dazu ein umfassendes analytisches Werkzeug entwickelt. „Unser Tool ermöglicht es, alle Faktoren zu erfassen und zu analysieren, die die Einführung von Elektrofahrzeugen in repräsentativen Märkten beeinflussen”, so Kunle. Die Französin hat als Vergleich zur führenden Autoherstellernation Deutschland zunächst ihr Heimatland, die zweitgrößte europäische Automobilmacht, untersucht, um Best Practices abzuleiten.

„Grundsätzlich ist unsere Methodik auf jedes Land anwendbar. Zunächst erschienen Deutschland, Frankreich und das Vorreiterland Norwegen attraktiv, wo ab 2025 keine Benzin- und Dieselfahrzeuge mehr zugelassen werden”, erläutert Dr. Minke. Sie hat die Forschungsergebnisse im Juni 2018 auf einer internationalen Klimakonferenz der World Conference on Transport Research Society (WCTRS) in Paris vor einem Fachpublikum präsentiert. „Mit Experten aus ganz Europa haben wir die Weichenstellung zur Umsetzung nachhaltiger Mobilitätskonzepte diskutiert und Eingaben zur Vorbereitung der UN Klimakonferenz in Katowice (COP 24) erarbeitet”, so die Forscherin. Inhaltliche Schwerpunkte waren dabei Mobilität, Klimawandel und lokale Luftverschmutzung. Insgesamt scheint sich abzuzeichnen: Ein substanzieller finanzieller Anreiz für die Autokäufer zusammen mit einer zielgerichteten, geradlinigen nationalen Strategie ebnet den Weg, um tatsächlich mehr Elektroautos auf die Straßen zu bringen.

Parallel hat Eglantine Kunle den Ländervergleich auf der IONICA Konferenz im österreichischen Zell am See vorgestellt. Der Kongress und die angeschlossene Messe unter der wissenschaftlichen Leitung von Professor Martin Faulstich von der TU Clausthal verfolgten das Ziel, die Faszination Elektromobilität jedem Interessierten näher zu bringen. „Bei nachhaltigen Mobilitätskonzepten spielt nicht nur das Auto, sondern auch das Fahrrad, das Flugzeug und der Schiffsverkehr eine Rolle. Für Zukunftsvisionen benötigen wir neben der Umsetzung der Elektromobilität auch neuartige Antriebskonzepte”, so Kunle.

Neben dem Vortrag von Frau Kunle stellten zwei weitere Doktoranden der TU Clausthal ihre Promotionsvorhaben auf dem Gebiet der nachhaltigen Mobilität in Posterbeiträgen vor. Karlo Tcalcec promoviert am Institut für Elektrische Energietechnik und Energiesysteme: „Ziel meiner Arbeit ist die Erstellung unterschiedlicher dynamischer Energieszenarien für den deutschen Verkehrssektor unter Berücksichtigung der Sektorenkopplung (Power-to-Gas, Power-to-Liquid und Power-to-E-Mobility).” Er strebt an, die Entwicklung des jährlichen Energieverbrauchs bis zum Jahr 2050 vorauszusagen. „Dadurch wird es möglich sein, den erforderlichen Ausbau von erneuerbaren Energien und des Netzes besser zu konkretisieren”, so Tcalcec.

Neben der Energie müssen für die Umsetzung von nachhaltiger Mobilität auch entsprechende Ressourcen bereitstehen. „Elektromobilität bedingt eine ausreichende Verfügbarkeit von Rohstoffen zur Produktion der Elektrofahrzeuge. Das latente Risiko der Ressourcenverfügbarkeit müssen die Automobilhersteller bereits heute vor dem Durchbruch der Elektromobilität laufend erfassen, bewerten, steuern und gegenüber Stakeholdern kommunizieren”, fasst René Staikowski sein Promotionsvorhaben zusammen, das von Professorin Inge Wulf am Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Unternehmensrechnung, betreut wird.

 

Kontakt:
Dr.-Ing. Christine Minke MBA
TU Clausthal
Forschungszentrum Energiespeichertechnologien (EST)
Telefon: +49 5321 3816 8071
E-Mail: christine.minke@tu-clausthal.de

 

Die Ingenieurinnen Dr. Christine Minke und Eglantine Kunle (kleines Bild) forschen auf dem Gebiet der nachhaltigen Mobilität. Fotos: Institut, privat