Begrüßt wurden die Teilnehmer durch Prof. Dr. Thomas Hanschke, Vizepräsident für Studium und Lehre der TU Clausthal, und den Präsidenten der Ingenieurkammer Niedersachsen, Dipl.-Ing. Hans-Ullrich Kammeyer.
Kammeyer machte deutlich, dass die politische Bedeutung der ingenieurwissenschaftlichen Studiengänge steige. Das wiederum trage zur Aufwertung des Ansehens des Ingenieurs im Allgemeinen bei. Ohne Ingenieure habe Deutschland im Zuge der Globalisierung der Wirtschaft keine Chance. Daher seien gerade im Rahmen der neuen Studienabschlüsse Regelungen zur Darstellung der Kenntnisse von Ingenieuren sowohl aus Ausbildung, aber auch aus Fortbildung und Praxiserfahrung nötig.
„Wir sind nicht ausschließlich eine Kammer der Bauingenieure“, fügte Vizepräsident Frank Puller hinzu, „sondern umfassen alle Disziplinen des Ingenieurwesens“. Das sei auch im Niedersächsischen Ingenieurgesetz festgelegt, welches die Berufsbezeichnung „Ingenieur“ als Ganzes regelt. Puller stellte in dem Zusammenhang auch die Geschichte der Ingenieurkammer Niedersachsen und das breite Dienstleistungsangebot für die Mitglieder dar. Mit einem soliden Dienstleistungsangebot, dem Versorgungswerk, dem Sachverständigenwesen und dem Führen der Tragwerksplanerliste entspricht die Kammer den Vorgaben des Gesetzes und ist zum Wohl der Allgemeinheit sowie zur Förderung des Ingenieurwesens tätig. „Unsere Mitglieder erhalten bei uns gezielte Informationen zur Altersvorsorge sowie unter anderem Unterstützung bei Rechts- und Unternehmensfragen.“
Ein wichtiger Gesprächspunkt zwischen dem Vorstand der Kammer und den anwesenden Professoren der TU Clausthal boten die Auswirkungen des Bologna-Prozesses auf die Universität und die Berufsausübung der Ingenieure. Es wurde die Befürchtung geäußert, dass die Grundfinanzierung der Hochschule sich demnächst möglicherweise verstärkt an der Bachelor-Ausbildung orientiere, Master-Studiengänge würden dann vornehmlich drittfinanziert. Ziel der gemeinsamen Bemühungen der Kammer und der Universität sollte sein, dass der Masterabsolvent gleichzeitig das Recht erhält, die Berufsbezeichnung Dipl.-Ing. zu führen. Favorisiert wurde von vielen Teilnehmern ein Modell, das einen Acht-Semester-Studiengang Bachelor mit einem zusätzlichen Drei-Semester-Studiengang Master beinhaltet. Derzeit realisiert die TU Clausthal das Modell Sechs-Semester Bachelor plus Vier-Semester Master.
Als allgemeine Hürde für die Wahl eines Ingenieurstudienganges werden im Übrigen die Anforderungen in Mathematik und Naturwissenschaften angesehen. Viele Studienanfänger entscheiden sich einzig aus diesem Grund gegen ein Ingenieurstudium. Auch da sahen die Beteiligten Handlungsbedarf, in Form von „Vorkursen“ in Mathematik und Kooperationskursen mit Lehrern.
Daher sei es wichtig, dass Mädchen und jüngere Menschen schrittweise an ein ingenieurwissenschaftliches Studium herangeführt werden müssen. Dazu hat die TU Clausthal Schüler-Info-Tage und Schülerlabore in den Bereichen Chemie, Physik und Mathematik eingeführt. Studien haben ergeben, dass immerhin sieben Prozent der Teilnehmer ein ingenieurwissenschaftliches Studium aufnehmen. Die IngKN wird hierzu ihre Beteiligung am Projekt „Technik verbindet“ und den damit verbundenen Anregungen an Schüler und Vorschulkinder fortführen.
Der Vorstand der Ingenieurkammer Niedersachsen war sich einig, dass eine enge Zusammenarbeit von Universität und Kammer für die Zukunft des Ingenieurberufs wichtig ist. An den Dozententagen der TU Clausthal Mitte Juli 2007 wird sich die Kammer auf jeden Fall beteiligen.
Viele Mitglieder der Ingenieurkammer Niedersachsen haben an der TU Clausthal studiert.