Elektronische Schanksysteme gibt es schon seit mehreren Jahren auf dem Markt. Doch in Deutschland haben sie sich bisher nicht richtig durchgesetzt, obwohl die Anlagen eine gezielte Dosierung erlauben und der Getränkeverbrauch somit um bis zu acht Prozent verringert werden kann. Nur jeder 20. Wirt leistete sich hierzulande eine solche Anschaffung. Die Kritik der Branche lautet vielfach: zu komplex, zu teuer, zu störanfällig und teilweise zu unhygienisch.
Die Hinweise aus der Gastronomie stoßen am Lehrstuhl Software Systems Engineering von Professor Andreas Rausch auf offene Ohren. Unter dem Motto „SmartSchank - Informatik ist unser Bier“ haben die Forscher der TU Clausthal zusammen mit der Firma Dirmeier Schanktechnik GmbH & Co. KG einen neuen Ansatz konzipiert. Der Grundgedanke, der dahinter steckt: Kleine Betriebe müssen sich nicht gleich ein großes, zentral gesteuertes Schanksystem für zigtausend Euro kaufen, sondern können angemessen mit einzelnen, intelligenten Modulen einsteigen und die Thekenanlage später schrittweise ausbauen.
„Die kleine Kneipe könnte zum Beispiel mit einem Zählmodul anfangen, damit immer klar ist, wie viele Liter Bier ausgeschenkt wurden. Nach und nach ließe sich das System unproblematisch um Dosierzapfhähne, Kaffeemaschinen, Kassen, Flaschenzähler, Spirituosen- oder Cocktailstationen erweitern“, erläutert Diplom-Informatiker Sebastian Herold. Mit den Kollegen Constanze Deiters und Benjamin Fischer wird er das Projekt „SmartSchank“ dem Messepublikum vom 2. bis 6. März auf der CeBIT in Hannover (Halle 9, Niedersachsenstand B22) vorstellen. Neben dem Baukastenprinzip zeichnet sich die Clausthaler Technologie durch weitere Vorteile aus: sie ist einfach zu konfigurieren und fällt selten aus.
Um diese Vorzüge zu gewährleisten, müssen die Informatiker eine softwarebasierte, dynamische Infrastruktur (Middleware) bereitstellen. Sie muss garantieren, dass die einzelnen Module wie etwa Zapfhahn oder Kasse sowohl unabhängig betrieben werden, aber auch als Bestandteil eines verteilten Systems mit den anderen kommunizieren und kooperieren können. Dazu soll die am Lehrstuhl entwickelte Infrastruktur für dynamische Systeme (DAiSI) auf „SmartSchank“ angepasst werden. Die „intelligente Theke“ dürfte der Gastronomie mittelfristig weniger Stress und mehr Geld in der Kasse bescheren. „An diesem Projekt zeigt sich“, sagt Constanze Deiters, „dass Informatiker in Clausthal nicht nur am Computer vor sich hin programmieren, sondern praxisnahe Themen bearbeiten.“
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