In hochkarätiger Runde über Rohstoffe diskutiert

Clausthal-Zellerfeld. Das Thema Rohstoffversorgung hat in der Gesellschaft wesentlich mehr Aufmerksamkeit verdient. Darin waren sich die hochkarätigen Podiumsteilnehmer in der Aula der TU Clausthal vor fast 200 Zuhören einig. Vertreter der Wirtschaft - etwa die Unternehmer Dr. Jürgen Großmann und Ulrich Grillo - diskutierten mit Wissenschaftlern über „Energie und Rohstoffe - Zukunft mit Chancen und Risiken“.

„Die industrielle High-Tech-Produktion in Deutschland ist dringend auf Rohstoffe angewiesen, die sie nicht vor Ort hat und deshalb importieren muss“, führte der ehemalige BILD-Chefredakteur Kai Diekmann als Moderator in das Thema ein. „Aber was passiert, wenn die Rohstoff-Ressourcen knapper werden oder gar versiegen?“

Fest steht: In den vergangenen 30 Jahren ist der weltweite Bedarf an Rohstoffen um 50 Prozent gestiegen und liegt mittlerweile bei über 60 Milliarden Tonnen im Jahr. Und der Verbrauch wird weiter zunehmen. „Sollen in Zukunft Elektromotoren und Batterien in Deutschland produziert werden, wird der Bedarf an Lithium und Kobalt stark ansteigen“, sagte der einstige Vorsitzende des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Grillo. Berechnungen gingen davon aus, dass bis 2035 der weltweite Bedarf an Lithium um das 180-fache auf 110.000 Tonnen pro Jahr und der an Kobalt um das 24-fache auf 120.000 Tonnen anwachsen werde.

Angesichts dieser Prognose wird das Wiederverwerten von Rohstoffen immer wichtiger. „In den vergangenen 30 Jahren hat das Thema Recycling richtig Fahrt aufgenommen“, berichtete Professor Daniel Goldmann. Der Forscher der TU Clausthal hat eine Vision. Er will den Harz mit seinen uralten Traditionen in Bergbau und Hüttenwesen zum „Silicon Valley“ des Recyclings machen. „Weltweit gibt es wenige Regionen“, so Goldmann, „in denen auf engstem Raum Ausbildung, Forschungskompetenz, industrielle Innovation und Engagement in diese Weise zusammenfließen.“

Ein Paradebeispiel für die Wiederverwertung sei der Werkstoff Stahl. „Die Stahlindustrie hat sich zur Schlüsselindustrie der Kreislaufwirtschaft entwickelt“, sagte Dr. Großmann, ein Alumnus der TU Clausthal. Stahl sei das weltweit am meisten aufbereitete Material, da es beliebig oft und ohne Qualitätsverlust recycelbar sei. „Deutschland steht auch in Zukunft zu seiner energieintensiven Industrie als Eckpfeiler unseres Wohlstandes“, hofft der Gesellschafter der Georgsmarienhütte Unternehmensgruppe.

Ein wirtschafts- und innovationsfreundliches Umfeld wünscht sich auch Professor Fritz Vahrenholt. Der ehemalige Hamburger Umweltsenator und einstige Chef (2008 bis 2012) der RWE Innogy GmbH sieht allerdings in Deutschland einen Anti-Industrialismus aufziehen. In Politik und Öffentlichkeit forderte er einen höheren Stellenwert für die Wertschöpfungsketten von der Rohstoffgewinnung über die Metallerzeugung zur industriellen Produktion.

„Die kritischen Punkte sind die Verfügbarkeit der Rohstoffe am Markt zu bezahlbaren Preisen sowie die gesellschaftliche Legitimierung und das Bewusstsein für die Notwendigkeit der Rohstoffgewinnung unter hohen Umwelt- und Sozialstandards.“ Dies unterstrich Professor Reinhard Hüttl, seit 2007 Vorsitzender des Deutschen Geoforschungszentrums in Potsdam. Und in Bezug auf die Energiewende merkte er an: Neben technischen Innovationen sei eine breite gesellschaftliche Akzeptanz wichtige Voraussetzung für den erfolgreichen Umbau der Energieversorgung.

Stimmten alle Podiumsteilnehmer in der immensen Bedeutung von Rohstoffen und Energie überein, so betonte das Quintett auch unisono die Wichtigkeit von Bildung. „Der größte und unerschöpfliche Rohstoff“, formulierte Großmann ein schönes Schlusswort, „liegt in unseren Köpfen. Und wenn wir den richtig nutzen, wird mir nicht bange.“ Das Symposium war seitens des Corps Montania Clausthal organisiert worden, das am vergangenen Wochenende sein 150. Stiftungsfest gefeiert hat.

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TU Clausthal
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Illustre Runde in der TU-Aula (von links): Dr. Jürgen Großmann, Ulrich Grillo, Professor Daniel Goldmann, Professor Fritz Vahrenholt, Professor Reinhard Hüttl und Moderator Kai Diekmann. Foto: Ernst