In der Kabarett-Bundesliga steckt Clausthaler Know-how

Clausthal-Zellerfeld. Deutscher Kabarettmeister - dieser ungewohnte Titel wird nach Abschluss einer Bundesligarunde im Sommer zum ersten Mal vergeben. Wenn die Liga der Humoristen anschließend in ihre zweite Saison startet, wird dahinter auch das Know-how einer Clausthaler Mathematikerin stecken.

Aber der Reihe nach: Die Kabarett-Bundesliga ist nicht nur eine neue Idee, sondern eine logistische Herausforderung. 18 Kleinkünstler kämpfen seit vergangenem Oktober auf 18 Bühnen in deutschen Landen - darunter auch im Kulturkraftwerk in Goslar (23. April, 20 Uhr) und bei den Berliner Wühlmäusen - um den ersten Tabellenplatz. In jedem Spiel treten zwei Kabarettisten oder Comedians gegeneinander an. Zunächst unterhält der eine 45 Minuten, also eine Halbzeit lang, das Publikum, dann ist der zweite an der Reihe. Zum Schluss stimmen die Zuschauer über den Sieger ab.

Erst die Arbeit, dann das Vergnügen gilt dabei auch für Kabarett-Bundesliga. Bevor eifrig gelacht wird, musste nämlich fleißig gegrübelt werden, und zwar über Spielpläne, Termine, Modus und einiges mehr. Etliche Nebenbedingungen waren zu berücksichtigen. Irgendwann wurde es Theo Vagedes, dem Initiator und Koordinator der Kabarett-Meisterschaft, zu bunt. Nachdem auch zwei Ingenieure sowie gebildete Verwandte und Bekannte daran gescheitert waren, Schwachstellen im Spielplan zu beseitigen, nahm der Kölner Kontakt zu Professorin Sigrid Knust von der TU Clausthal auf. Am Institut für Mathematik beschäftigt sie sich mit schwierigen Optimierungsproblemen, unter anderem mit Sportligaplanung.

Zunächst ging die Wissenschaftlerin dem praktischen Problem beim Besuch eines Bundesligaspiels in Goslar auf den Grund. Danach entwickelte sie ein Modell für das Problem und übertrug alle Bedingungen für den Spielplan in Gleichungen und Ungleichungen mit zahlreichen Variablen. In einem dritten Schritt wurden verschiedene Verfahren implementiert und getestet, damit schließlich ein Rechner eine Lösung bestimmen konnte. „Selbst nach einer Woche hatte der Rechner noch keine optimale Variante parat, so dass ich die Lösung schrittweise per Hand nachbessern musste“, erläutert die Professorin.

Grundsätzlich arbeitet Sigrid Knust in der Forschung sehr anwendungsbezogen. So entwickelt sie beispielsweise Optimierungsverfahren bei Problemen in der Verkehrsplanung, der Logistik und der Schichteinteilung von Unternehmen oder Krankenhäusern. In der Lehre fließt ihr Gebiet außer in mathematische Fächer in die Studiengänge Informatik und Wirtschaftsinformatik ein. „Der neue Spielplan steht nun, im Regelwerk der Kabarett-Bundesliga sind aber noch Fragen offen. Das wäre sicher etwas für eine studentische Abschlussarbeit“, regt Frau Knust an. Initiator Vagedes verspricht beim Thema Kabarett-Bundesliga jedenfalls „ein Feuerwerk der Lachtränen und eine Herausforderung für die Gehirnwindungen“. Wenn das keine verlockende Kombination ist!

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Professorin Sigrid Knust (kleines Foto) hat den neuen Spielplan für die Bundesliga der Kabarettisten, für den es komplizierte Vorgaben gibt, optimiert. (Foto: Schleicher)