Die Vielfalt der Naturräume des Harzes, seine geologische Struktur und seine wasserwirtschaftliche Bedeutung sind ideale Voraussetzungen für die direkte Beobachtung geologischer und hydrologischer Prozesse. Deshalb ist der Harz immer ein beliebtes Exkursionsziel für Studierende, Forschende und Lehrende der Geowissenschaften. Im aktuellen August besuchten Forschende und Studierende der Universitäten Bonn, Greifswald und Bochum sowie der Southwest Jiaotong University (China) das Institut für Geologie und Paläontologie der TU Clausthal. Sie nahmen an verschiedenen Exkursionen teil und führten Probenahmen durch.
Im Rahmen einer hydrogeologischen Exkursion wurden die Eisenquelle südlich von Altenau, der Oderteich mit seinen Randmooren und der Innerstesprung bei Clausthal geologisch kartiert und wasserchemisch beprobt. An einem der Tage konzentrierte sich alle Aufmerksamkeit der Bonner und Greifswalder Studierenden auf den Kiefhölzer Teich nordöstlich von Zellerfeld. Hier kam auch das 2023 angeschaffte Schlauchboot des Instituts für Geologie und Paläontologie zum Einsatz. Das auf den Namen „Plesiosaurus“ getaufte Boot ermöglichte nicht nur die Wasserprobenahme an verschiedenen Stellen des ehemaligen Bergbauteiches, sondern auch eine tiefenorientierte Wasserentnahme aus verschiedenen Schichten des bis zu acht Meter tiefen Teiches. Dabei wurden die typischen limnologischen Probenahmegeräte wie Ruttner-Schöpfer und Sedimentcorer genutzt. Zusätzlich wurden das hydrologische System kartiert und Wasserproben im Bereich der Zu- und Abflüsse untersucht.
Die im Kiefhölzer Teich ausgeprägte Sommerschichtung der Wassersäule führt zu einem auch in der Ozeanforschung gut untersuchten Prozess, der als „iron cycling“ bezeichnet wird. „Bei diesem Prozess entsteht durch wechselnde Redox-Verhältnisse an der Grenze zweier Seeschichten bioverfügbares zweiwertiges Eisen“, erläutert Dr. habil Elke Bozau, die die Exkursionen federführend organisiert hat. „Durch die in größerer Wassertiefe gelegenen Abläufe der Teiche tritt dieses zweiwertige Eisen wieder in Kontakt mit atmosphärischem Sauerstoff und fällt als orangefarbenes Eisenhydroxid aus. Neben dem Eisen sind weitere Elemente, Nährstoffe und organische Spurenstoffe im System durch den Redoxwechsel spezifischen Änderungen ausgesetzt. Insofern könnte man den Kiefhölzer Teich durchaus als ein den Ozeanen analoges System betrachten und spart bei der Untersuchung nicht nur Reise-, sondern vor allem auch Probenahme- und Analysekosten.“
Ein weiterer Höhepunkt war die Besichtigung der Granetalsperre der Harzwasserwerke, in deren Wasserwerk jeden Tag bis zu 200.000 Kubikmeter Trinkwasser für den Raum Hildesheim, Hannover, Braunschweig bis hin nach Bremen gefiltert und aufbereitet werden. Nach der Hydrogeologischen Summer School mit insgesamt rund 20 Teilnehmenden steht nun die Auswertung der in der Sommersaison gewonnenen Daten an.
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