Das Exponat am Stand C 51 ist ein echter Hingucker. So groß wie ein Sitzwürfel mit 60 Zentimetern Kantenlänge, fällt die Struktur mit vier kreisrunden Öffnungen an jeder Seite sofort ins Auge. „Das ist ein sehr stabiles Bauteil aus Beton, das innerhalb von 30 Minuten mit additiver Fertigung, also im 3D-Druck-Verfahren, hergestellt worden ist“, erläutert Professor Jens Günster. Der Wissenschaftler nimmt eine Doppelfunktion wahr. An der TU Clausthal ist er Professor für Hochleistungskeramik und an der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) leitet er den Fachbereich Keramische Prozesstechnik und Biowerkstoffe. In Kooperation forscht sein Team an laser-basierter additiver Fertigung von alkali-aktiviertem Beton. Dieser hat nicht nur eine höhere chemische Resistenz, sondern bietet in Kombination mit der 3D-Drucktechnologie einzigartige Möglichkeiten für Industrieanwendungen, zum Beispiel für Spezialanfertigungen oder Kleinserien von Beton-Bauteilen zu überschaubaren Kosten. „Die additive Fertigung wird bereits mit großem Erfolg für Kunststoffe und Metalle eingesetzt“, so Professor Günster, „wir wollen den Fertigungsprozess weiterentwickeln, so dass er auch im Baustoffbereich sicher angewendet werden kann.“ Das Thema kommt an, sogar Messegäste aus Dubai haben schon intensiv nachgefragt.
Vom Stand des Materialwissenschaftlers nur 100 Meter entfernt, sind weitere Harzer Forscher auf dem Gemeinschaftsstand Niedersachsen (A 08) zu finden. Ein Team um Professor Wolfgang Schade vom Institut für Energieforschung und Physikalische Technologien der TU Clausthal hat zusammen mit dem Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut in Goslar und der Miopas GmbH einen „faseroptischen Datenhandschuh“ entwickelt. Was steckt dahinter? In die Planung von Fabriken und Arbeitsabläufen fließen immer mehr Methoden der virtuellen Realität ein. Dafür müssen reale Arbeitsabläufe, also Bewegungen, in Zeit und Raum genauestens erfasst werden. Da dies bisher bei Hand- und Fingerpositionen schwierig ist, hat die Gruppe den Datenhandschuh entwickelt. Messebesucher streifen sich den Modellhandschuh über und können sehen, wie ihre Finger- und Handpositionen, die Anpresskräfte der Finger und Temperaturen registriert und digitalisiert werden. „Mit diesem System ist es erstmals möglich, verschiedene sensorische Messgrößen bei der virtuellen Fabrikplanung realer Arbeitsabläufe detailliert zu erfassen, zu visualisieren und dann in der Planung zu berücksichtigen“, erklärt Dr. Andreas Pohlkötter. Als sensorischer Messaufnehmer kommt eine einzige Glasfaser zum Einsatz, die unterschiedliche Sensoren beinhaltet. „Außer in der Industrie kann diese Technologie in der Spielebranche eingesetzt werden“, so Pohlkötter.
Ebenfalls auf dem Gemeinschaftssand präsentiert sich das EFZN, ein gemeinsames wissenschaftliches Zentrum der Universitäten Braunschweig, Clausthal, Göttingen, Hannover und Oldenburg. Gezeigt werden Exponate zu Wasserstofftechnologien. Prominentester Besucher in der ersten Wochenhälfte war Wissenschaftsminister Thümler, der sich neben Energiethemen besonders für die Zusammenarbeit Mensch-Maschine in Wissenschaft und Wirtschaft einsetzt.
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