Goethe und der Islam

„Goethe und der Islam“, zu diesem Thema sprach am 9. Februar auf Einladung der Islamischen Studentengemeinschaft Frau Professor Dr. Katharina Mommsen von der kalifornischen Universität Stanford im Audimax der Universität.

Die Referentin spannte den Bogen von Goethes früherer Beschäftigung mit dem Islam bis zu seinem Alters-Gedichtzyklus, dem „West-östlichen Diwan.“ Als Sechsjähriger hatte Goethe von dem furchtbaren Erdbeben von Lissabon erfahren und konnte seitdem sich Gott nicht mehr als gütigen Vater vorstellen, so wie seine christliche Erziehung ihn gelehrt hatte. Zeit seines Lebens suchte er in der christlichen, jüdischen und muslimischen Lehre, was seiner religiösen Intuition am nächsten kam. Und so bildete er in sich mit großer geistiger Offenheit und im Respekt vor überlieferten Weisheitsschätzen seine eigene Religiosität aus. Hauptpunkte der islamischen Lehre, wie sie der Koran verkündet, stimmten mit Goethes religiösen und philosophischen Überzeugungen überein, wie die Referentin, Katharina Mommsen, an vielen Textstellen eindringlich belegte: es könne nur einen Gott geben, der durch viele Abgesandten zu uns spreche und sich in der Natur offenbare. Ob jemand wirklich glaube, zeige sich in wohltätigem Wirken, nicht in der formalen Zugehörigkeit zu einer Kirche. „ Von den im Koran so häufig angedrohten Höllenstrafen wollte Goethe nichts wissen, er war sich sicher ins Paradies zu kommen“, schilderte Katharina Mommsens Goethes Art, sich im freien Geist das anzueignen, was ihm zusagte und all das an allen Religionen auszublenden, was seinem Lebensgefühl widersprach. „ Ich habe immer empfunden, warum hören die Menschen nicht mehr auf ihre Dichter. Es ist so vernünftig, was Goethe denkt“, sagte die Referentin.

Der Vortrag wurde vom Multimediateam des Rechenzentrums aufgezeichnet, für alle, die ihn sich im Nachhinein anhören wollen, hier die URL:

https://video.tu-clausthal.de/film/36.html