Wie dem Australier ergeht es vielen. Mehr als jeder dritte Studierende an der Technischen Universität Clausthal kommt aus dem Ausland, insgesamt sind es 1170. „Ein gutes Beispiel für gelebte Globalisierung“, berichtet Astrid Abel vom Internationalen Zentrum Clausthal, „ist die Arbeitsgruppe von Professor Harald Richter am Institut für Informatik.“ Vier der sieben Mitarbeiter stammen nicht aus Deutschland. „In den Meetings sprechen wir hier Englisch“, berichtet Informatiker Richter.
Zu dessen Team zählt auch Gerry Rank. Er ist mit der Organisation IAESTE, die Studierende mit technischem Studienschwerpunkt Auslandsaufenthalte vermittelt, in die Bundesrepublik gekommen. Auf die gleiche Weise hat Ranks Landsmann Mathu Ravindiran den Weg zu Professor Richter gefunden. Komplettiert wird die internationale Fraktion derzeit von Dr. Sergej Alexejew, einem russischen Stipendiaten des Deutschen Allgemeinen Austausch-Dienstes (DAAD), sowie Ghulam Mustafa Khan, einem DAAD-Stipendiaten aus Pakistan.
Auslandsaufenthalt immer gut für die Karriere
„Wer aus dem Ausland den weiten Weg zu uns auf sich nimmt, ist keine Schlafmütze. Ein Auslandsaufenthalt ist gut für die Karriere, zu uns kommen motivierte Leute“, hat Teamleiter Richter beobachtet. Gerne behält er die Gäste länger als die üblichen zwei, drei Monate. Gerry Rank etwa zeige viel Engagement und brauche nur wenig Betreuung. Der Australier ist in das Forschungsprojekt „x-by-wire“ eingebunden, das sich mit computergestütztem Lenken beschäftigt. Im September gehörte er zu den Clausthalern, die auf der weltgrößten Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt einen Simulator vorstellten.
„Eine solche Chance wie mit der IAA hätte sich in meiner Heimat nicht ergeben. In Deutschland bestehen in der Informatik mehr Möglichkeiten“, weiß der 25-Jährige. Daheim in Perth hatte Gerry Rank an der Curtin University of Technology Computerwissenschaften und Computersystemtechnik studiert. An der TU Clausthal ist er inzwischen über den Status eines Praktikanten hinausgekommen und fest am Institut für Informatik angestellt. Er sagt: „Ich möchte hier meinen Master machen.“
Australische Lockerheit in Deutschland bewahrt
Längst gehen die Gedanken des unkomplizierten Australiers in Clausthal-Zellerfeld über Studieren und Forschen hinaus. Gerry Rank ist mit einer deutschen Studentin befreundet, lernt gerade die Sprache des Landes und lässt die einheimischen Studierenden an seinem ungewohnten Hobby teilhaben: Auf einer Mensaparty ließ der Mann vom Kontinent der Kängurus „Feuer tanzen“. Dabei wirbelte er einen skistockgroßen Stab durch die Luft, dessen Enden wie bei einer Fackel brannten. Seine australische Lockerheit hat sich Gerry Rank im nicht ganz so unbekümmerten Deutschland bewahrt. Hut ab!
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