Jürgen Heinrich lehrt und forscht seit mehr als zehn Jahren an der TU. Am Institut für Nichtmetallische Werkstoffe leitet er die Abteilung Ingenieurkeramik. Im Vorjahr hat er einen drei Monate währenden Gastaufenthalt in Schanghai genutzt, um zu sehen, auf welchem Niveau sich die Chinesen in der Erforschung von Werkstoffen bewegen. „In nicht ferner Zukunft werden auch in China entwickelte Produkt zu uns kommen“, ist sich Heinrich sicher. Vor seiner wissenschaftlichen Karriere hat er viele Erfahrungen in der Keramikindustrie (Rosenthal Technik, Hoechst Ceram Tec) gesammelt. Seither steht er in engem Kontakt zur Wirtschaft.
Der 58-jährige Wissenschaftler hält die Möglichkeiten des Werkstoffs Keramik für längst nicht ausgeschöpft. Brennstoffzellen oder die Flügel von Windrädern könnten beispielsweise aus Keramik gefertigt werden. Außerdem sei der Stoff im Umweltschutz einsetzbar, um Ressourcen zu schonen. Forschung und Technik kosten allerdings Zeit und Geld. „Von der Idee bis zur Serienreife - das dauert um die 25 Jahre“, weiß Heinrich. Das können sich nur große Unternehmen leisten. Eine seiner wichtigsten Aufgaben sieht Europas oberster „Keramiker“ deshalb darin, mehr Geld zu beschaffen: „Wir müssen Fördertöpfe der EU mit länderübergreifenden Projekten besser nützen.“ In den nächsten Wochen hat der in der oberfränkischen Porzellanstadt Selb aufgewachsene Hochschullehrer deshalb Termine in Brüssel. Darüber hinaus strebt er an, „den Wissenschaftsaustausch zu globalisieren“.
Dass ein Deutscher nun für zwei Jahre die Europäische Keramische Gesellschaft leitet, spiegelt das Gewicht der Bundesrepublik in der Branche wider. „Bei der Forschung sind wir ganz vorne dabei, konkurrieren mit den USA und Japan. Auch in der Praxis ist Deutschland bei technischer Keramik in der Weltspitze“, sagt der Verbandschef. In sein neues Amt glaubt Heinrich etwa 20 Prozent an zusätzlicher Arbeitszeit investieren zu müssen. Für seinen Hauptjob soll dies kein Nachteil sein: „Das bringt auch einem Lehrstuhl sehr viel. Da fließt vieles zurück nach Clausthal.“
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Pressereferent
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