Eingebunden war das vielschichtige Referat des Auto-Experten in die Vortragsreihe „Kluge Köpfe denken heute schon an übermorgen“, die vom Niedersächsischen Forschungszentrum Fahrzeugtechnik (NFF) initiiert ist. In seinen Begrüßungsworten stellte der Präsident der TU Clausthal, Professor Thomas Hanschke, die hohe Forschungskompetenz der Region in Bezug auf Mobilität heraus. Neben dem NFF verwies er dabei auf die Universitätsallianz der Niedersächsischen Technischen Hochschule mit ihren transdisziplinären Forschungszentren.
„Hat das Auto überhaupt eine Zukunft?“, fragte Professor Leohold rhetorisch die mehr als 150 Zuhörer zu Beginn seiner Ausführungen und gab gleich die Antwort: „Da mache ich mir überhaupt keine Sorgen, es gibt zum Auto keine Alternative.“ Allerdings müssten Individualverkehr und Verkehrsfluss verbessert werden.
Eine wesentliche Entwicklung bei den Autos von morgen, so Leohold, werde der Ausbau der Fahrerassistenzsysteme und Online-Dienste sein. „Ziel ist es, die Sicherheit zu steigern und die Zahl der Verkehrstoten weiter zu reduzieren.“ Auf diesem Weg ist die Branche etwa mit Airbags und dem Elektronischen Stabilisierungsprogramm ESP schon ein gutes Stück vorangekommen. Gab es hierzulande in den 1970er Jahren mehr als 20.000 Verkehrstote, waren es im Jahr 2010 nur noch 3000. In den kommenden Jahren werden nach den Worten des Forschungschefs beispielsweise moderne Sensorik sowie Radar-, Ultraschall- und Kameratechnik weiter ausgebaut. „Automatisches Fahren wird nicht auf einen Schlag kommen, aber es wird kommen.“ Außerdem werde die Kommunikation der Fahrzeuge untereinander zunehmen, um Zeit zu sparen und vor Gefahren zu warnen. Angesichts des Trends zur Urbanisierung kann sich der studierte Elektrotechniker Leohold für die Zeit ab 2030 folgendes Szenario vorstellen: intelligente Autos, die gesteuert von Sensoren ohne Eingreifen des Fahrers sicher das gewünschte Ziel erreichen und einparken. Dabei gilt: Die neuen Systeme müssen immer besser sein als der Ist-Zustand, um akzeptiert zu werden.
Ein weiteres wichtiges Zukunftsfeld in der Automobilbranche sind moderne Werkstoffe, deren Erforschung auch Clausthaler Wissenschaftler am Zentrum für Materialtechnik vorantreiben. Um ressourcenschonender und energiesparender unterwegs zu sein, führt am Leichtbau kein Weg vorbei. Dabei werde Stahl in der industriellen Produktion von Großserien weiterhin Hauptwerkstoff bleiben, glaubt Leohold, wobei aber der Anteil an Aluminium zunehme. Für Kleinserien und perspektivisch betrachtet würden leichtere Verbundwerkstoffe aus Kohlenstofffasern (CFK) an Bedeutung gewinnen.
Als drittes ging der Forschungschef von Volkswagen in seinen Ausführungen zum Auto der Zukunft auf alternative Antriebe ein. „Das einzig wahre Antriebskonzept gibt es nicht, die Lösung liegt in der Vielfalt, sagte er. Neben dem Öl würden zunehmend regenerative Energieträger erschlossen, Chancen biete die Elektromobilität. „Aber die nächsten 20 Jahre werden noch maßgeblich vom Verbrennungsmotor bestimmt“, so Leohold. Die Brennstoffzellentechnologie komme frühestens Mitte der 2020er Jahre. Sein Gesamtfazit: „Es gibt jede Menge Forschungsbedarf, wir müssen an vielen Stellen arbeiten.“ Dabei unterstrich der Mann aus der Praxis: Fächerübergreifende Forschung in Zentren sei der Trend der Zeit.
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